Sonntag, 28. September 2014

La rentrée à l’école

Morgen, am 29. September, wird nun endlich die Schule beginnen. Der Schulanfang scheint hier in Togo eine große Sache zu sein. Schon seit mehreren Tagen werden in den abendlichen Nachrichten ständig Politiker und gemeinnützige Organisationen gezeigt, die Schulhefte, Bücher, Stifte und Rucksäcke an Schulkinder im ganzen Land verschenken. Da wird dann von jeder Übergabe ein Foto gemacht und brav in die Kamera gelächelt. Heute Vormittag kam sogar eine Sendung, bei der Kinder von ihren Ferien erzählen und allen einen guten Schulanfang wünschen. Um kurz anzumerken, andere Familien machen sonntags einen Ausflug, bei meiner Gastfamilie läuft da vom Frühstück bis zum Schlafengehen nur die Glotze. Ein Grund, warum der Schulanfang hier so gehyped wird, ist möglicherweise, dass die Schule hier im ganzen Land am gleichen Tag beginnt, und nicht wie in Deutschland in jeden Bundesland anders. Außerdem wird es nach drei oder mehr Monaten schulfrei auch mal wieder Zeit, dass die Kinder wieder etwas lernen. Vor allem bei meinen beiden Gastbrüdern hatte ich das Gefühl, dass sie sich mit der Zeit etwas langweilen.

In diesem Blogeintrag möchte ich euch auch das togolesische Schulsystem ein wenig näher bringen. Es ist dem französischen sehr ähnlich, eine Folge des Kolonialismus. Für die ganz Kleinen beginnt es mit dem Kindergarten, dem jardin des enfants. Im Alter zwischen 4 und 6 Jahren kommt man dann in die Grundschule, la primaire, die 6 Jahre lang dauert. Hier wird nur französisch gesprochen.  Am Ende muss man eine Prüfung ablegen, besteht man diese, kommt man auf das vierjährige Collegé. Hier hat man in der Regel von 7.00 bis 13.30 Uhr Unterricht und lernt auch die erste Fremdsprache, nämlich Englisch. Das Collegé beginnt mit der Klasse sixième 6e und geht dann über die cinquième 5e und quatrième 4e bis zur troisième 3e, in welcher man wieder ein Examen ablegen muss. Besteht man das, geht’s an das dreijährige Lycée. Hier wird von 7.00 bis 14.00 Uhr und von 15.00 bis 17.00 Uhr unterrichtet. Das Lycée teilt sich in einen technischen Zug, bei dem mehr Wert auf Mathe und Physik gelegt wird, und in einen sprachlichen Zug, bei dem man eine zweite Fremdsprache, Deutsch oder Spanisch,  lernt. Besteht man die Prüfung am Ende des dritten Jahres, so erwirbt man das baccalauréat, das Abitur, welches zum Besuchen einer Universität befähigt.


Und nun möchte ich noch meine Schule vorstellen. Das Tokoin Solidarité ist Collegé und Lycée in einem. Die Schule ist einer der größten Lomés und hat über 1200 Schüler. Voraussichtlich werde ich in der 6e oder 5e Englisch unterrichten und zusätzlich noch die Deutschlehrerin am Lycée unterstützen. In der Realität kann das aber ganz anders aussehen, ich bin gespannt was mich morgen erwartet. Bei einer Lehrerkonferenz diese Woche habe ich schon einen Großteil des Lehrkörpers kennen gelernt. Die haben alle sehr aufgeschlossen und freundlich gewirkt und ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen. Nach der Besprechung sind auch einige Lehrer zu mir hergekommen und haben mich noch mal extra willkommen geheißen, was mich sehr gefreut hat. Die Sekretärin hat auch zu mir gesagt, dass dort alle eine große Familie sind, und ich keine Angst zu haben brauche.


Meine Arbeitsstelle für ein Jahr- das Tokoin Solidarité


Der Schulhof.


In diesem Gebäude ist das Lehrerzimmer, das Sekretariat und das Büro des Schuldirektors untergebracht.


Ein Teil des Schulgebäudes.


Ein Klassenzimmer.


Solche Plakate, die über Ebola aufklären, hängen in allen öffentlichen Einrichtungen.


Die Schulbücher habe ich schon früher erhalten und hatte auch genug Zeit mich einzulesen. Man merkt schon, dass es Schülbücher für Afrika sind. In jedem zweiten Kapitel bleibt das Auto oder der Bus stecken, zum Glück hat aber jemand zufällig eine Machete dabei, um den Weg frei zuschlagen, oder sie müssen eben ins nächste Dorf laufen. In deutschen Schulbüchern wird zwar die gleiche Sprache behandelt, aber über andere Themen vermittelt.Meine Lieblingsgeschichte ist übrigens Unit 32 aus dem Buch der sixième, bei der der Lehrer von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen wird. Und das passiert so: Der Affe schmeißt die Kokosnuss vom Baum, das war aber keine Absicht, denn die Katze ist auf ihn drauf gesprungen. Das macht sie aber nur aus Angst vor dem Hund, der sie jagt. Der Hund jagt die Katze aber nur, weil der Angst vor den Ameisen hat, die über die Straße rennen. Die Ameisen rennen aber nur aus Angst vor dem Feuer so wild durch einander. Das Feuer hat die Frau des Lehrers entzündet: Das hat sie aber nur gemacht, um das von ihrem Mann geforderte Abendessen zuzubereiten. 
That's life...

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