Morgen, am 29. September, wird nun endlich die Schule
beginnen. Der Schulanfang scheint hier in Togo eine große Sache zu sein. Schon
seit mehreren Tagen werden in den abendlichen Nachrichten ständig Politiker und
gemeinnützige Organisationen gezeigt, die Schulhefte, Bücher, Stifte und
Rucksäcke an Schulkinder im ganzen Land verschenken. Da wird dann von jeder
Übergabe ein Foto gemacht und brav in die Kamera gelächelt. Heute Vormittag kam
sogar eine Sendung, bei der Kinder von ihren Ferien erzählen und allen einen
guten Schulanfang wünschen. Um kurz anzumerken, andere Familien machen sonntags
einen Ausflug, bei meiner Gastfamilie läuft da vom Frühstück bis zum
Schlafengehen nur die Glotze. Ein Grund, warum der Schulanfang hier so gehyped
wird, ist möglicherweise, dass die Schule hier im ganzen Land am gleichen Tag
beginnt, und nicht wie in Deutschland in jeden Bundesland anders. Außerdem wird
es nach drei oder mehr Monaten schulfrei auch mal wieder Zeit, dass die Kinder
wieder etwas lernen. Vor allem bei meinen beiden Gastbrüdern hatte ich das
Gefühl, dass sie sich mit der Zeit etwas langweilen.
In diesem Blogeintrag möchte ich euch auch das
togolesische Schulsystem ein wenig näher bringen. Es ist dem französischen sehr
ähnlich, eine Folge des Kolonialismus. Für die ganz Kleinen beginnt es mit dem
Kindergarten, dem jardin des enfants.
Im Alter zwischen 4 und 6 Jahren kommt man dann in die Grundschule, la primaire, die 6 Jahre lang dauert.
Hier wird nur französisch gesprochen. Am
Ende muss man eine Prüfung ablegen, besteht man diese, kommt man auf das
vierjährige Collegé. Hier hat man in
der Regel von 7.00 bis 13.30 Uhr Unterricht und lernt auch die erste Fremdsprache,
nämlich Englisch. Das Collegé beginnt
mit der Klasse sixième 6e
und geht dann über die cinquième 5e
und quatrième 4e bis zur troisième 3e, in welcher man
wieder ein Examen ablegen muss. Besteht man das, geht’s an das dreijährige Lycée. Hier wird von 7.00 bis 14.00 Uhr
und von 15.00 bis 17.00 Uhr unterrichtet. Das Lycée teilt sich in einen technischen Zug, bei dem mehr Wert auf
Mathe und Physik gelegt wird, und in einen sprachlichen Zug, bei dem man eine
zweite Fremdsprache, Deutsch oder Spanisch,
lernt. Besteht man die Prüfung am Ende des dritten Jahres, so erwirbt
man das baccalauréat, das Abitur,
welches zum Besuchen einer Universität befähigt.
Und nun möchte ich noch meine Schule vorstellen. Das Tokoin Solidarité ist Collegé und Lycée
in einem. Die Schule ist einer der größten Lomés und hat über 1200 Schüler. Voraussichtlich werde ich in der 6e oder 5e
Englisch unterrichten und zusätzlich noch die Deutschlehrerin am Lycée
unterstützen. In der Realität kann das aber ganz anders aussehen, ich bin
gespannt was mich morgen erwartet. Bei einer Lehrerkonferenz diese Woche habe
ich schon einen Großteil des Lehrkörpers kennen gelernt. Die haben alle sehr
aufgeschlossen und freundlich gewirkt und ich freue mich schon sehr auf die
Zusammenarbeit mit meinen Kollegen. Nach der Besprechung sind auch einige
Lehrer zu mir hergekommen und haben mich noch mal extra willkommen geheißen,
was mich sehr gefreut hat. Die Sekretärin hat auch zu mir gesagt, dass dort
alle eine große Familie sind, und ich keine Angst zu haben brauche.
Meine Arbeitsstelle für ein Jahr- das Tokoin Solidarité
Der Schulhof.
In diesem Gebäude ist das Lehrerzimmer, das Sekretariat und das Büro des Schuldirektors untergebracht.
Ein Teil des Schulgebäudes.
Ein Klassenzimmer.
Solche Plakate, die über Ebola aufklären, hängen in allen öffentlichen Einrichtungen.
Die Schulbücher habe ich schon früher erhalten und hatte auch genug Zeit mich einzulesen. Man merkt schon, dass es Schülbücher für Afrika sind. In jedem zweiten Kapitel bleibt das Auto oder der Bus stecken, zum Glück hat aber jemand zufällig eine Machete dabei, um den Weg frei zuschlagen, oder sie müssen eben ins nächste Dorf laufen. In deutschen Schulbüchern wird zwar die gleiche Sprache behandelt, aber über andere Themen vermittelt.Meine Lieblingsgeschichte ist übrigens Unit 32 aus dem Buch der sixième, bei der der Lehrer von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen wird. Und das passiert so: Der Affe schmeißt die Kokosnuss vom Baum, das war aber keine Absicht, denn die Katze ist auf ihn drauf gesprungen. Das macht sie aber nur aus Angst vor dem Hund, der sie jagt. Der Hund jagt die Katze aber nur, weil der Angst vor den Ameisen hat, die über die Straße rennen. Die Ameisen rennen aber nur aus Angst vor dem Feuer so wild durch einander. Das Feuer hat die Frau des Lehrers entzündet: Das hat sie aber nur gemacht, um das von ihrem Mann geforderte Abendessen zuzubereiten.
That's life...
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