Mein Start in den Schulalltag war wie erwartet etwas
chaotisch. Am ersten Schultag war ich pünktlich um viertel vor 7 an der Schule,
um dann erst mal eine Stunde planlos im Lehrerzimmer zu sitzen. Schließlich kam
aber Sylvia, die Sekretärin – eine sehr nette und herzliche Frau – und hat mich
einem Englischlehrer zugeteilt. Mit Monsieur Gbadoe übernehme ich jetzt vier
Klassen. Wir unterrichten in drei sixièmes
und in einer troisième. Wir
unterrichten immer vier Stunden am Tag, jede Klasse einmal. An meiner Schule
arbeitet jeder Lehrer vier Tage und hat einen freien Tag, meiner ist
glücklicherweise der Freitag. Das passt perfekt zu meinen Wochenend-Trip-Reiseplänen.
Die jüngsten Schüler der sixième sind schätzungsweise zehn Jahre alt und gehen das erste
Jahr aufs Collegé. Ihre Klassenkameraden sind teilweise schon 18 Jahre alt.
Dieser große Altersunterschied innerhalb einer Klassenstufe kommt zum einen da
her, dass viele der Älteren Wiederholer sind. Wenn man eine Klasse nicht packt,
macht man sie eben noch mal, und zur Not auch fünfmal hintereinander. Außerdem
haben einige Schüler nicht durchgängig zur Schule gehen können, weil sie ihre
Eltern unterstützen mussten und gearbeitet haben.
Am Montag haben wir uns den Schülern nur vorgestellt, ein
paar Infos gegeben und zwischendrin im Lehrerzimmer gechillt. Am Dienstag
ging’s dann richtig los mit dem Unterricht. In der sixième beginnen die Schüler erst Englisch zu lernen, weshalb diese
Woche Sätze wie „Good Morning“, „Hello, my name is…“ und „How are you?“ auf dem Lehrplan standen. Aber
auch (für Lehrer) nützliche Sätze wie „Sit down please“ und „Stop talking“
verstehen die Schüler bereits, da Monsieur Gbadoe eigentlich fast nur Englisch
mit den Schülern redet.
Der Unterricht läuft in der Regel so ab: Der Lehrer schreibt
die Vokabeln oder Sätze an die Tafel, die Schüler müssen es ihm dann im Chor
nachsprechen und anschließend dürfen Freiwillige es alleine vor der Klasse
vortragen. Im Anschluss müssen die Schüler es noch in ihre Hefte übertagen und
schon geht’s weiter mit einem neuen Satz. Das Englisch der Lehrer und Schüler
hat natürlich einen stark französisch-afrikanischen Dialekt und manchmal
erkenne ich nur dank der Tafelanschriebe von welchem Wort hier gerade die Rede
ist. Bis jetzt saß ich meistens nur im Unterricht drin, habe fleißig in mein
Schönschreibheft mitgeschrieben und beobachtet, wie der Unterricht so abläuft.
Manchmal helfe ich dem Lehrer aber auch bei den Anschrieben und durfte auch
schon eine kleine Aufgabe mit den Schülern korrigieren.
In jeder Klasse sind ungefähr 100 Schüler. Das klingt
erst mal nach richtig viel, aber ich finde es sieht weniger aus, obwohl das
Klassenzimmer gestopft voll ist. Für so viele Schüler in einem Raum ist es auch
relativ ruhig, alle 100 bekommt man nicht zur gleichen Zeit still. Dadurch dass
die Türen und Fenster immer offen sind, kommt oft Lärm vom Pausenhof oder den
anderen Klassen herein, was auch für unruhige Stimmung sorgt. Trotzdem arbeiten
die Schüler immer gut mit und verhalten sich Monsieur Gbadoe und mir gegenüber
sehr respektvoll und höflich, was wahrscheinlich an seiner taffen Art liegt.
Jetzt kennen auch ca. 400 Schüler meinen Namen und ich
bin jedes Mal wieder überrascht, wenn ich auf dem Schulweg mit Name begrüßt
oder verabschiedet werde. Bei so vielen Schülern ist es fast unmöglich sich
jedes Gesicht zu merken, weshalb ich immer wieder denke „Wer bist du und warum
kennst du meinen Namen?“ – bis mir dann einfällt, dass es wohl einer meiner
Schüler ist. Aber auch der Lehrer kennt die meisten Namen nicht. Wenn er jemand
aufruft, zeigt er einfach auf einen Schüler und sagt „You“. Da kommt es öfters
mal vor, dass gleich zwei oder drei gleichzeitig aufspringen und losplappern.
Bis jetzt macht mir die Schule richtig viel Spaß. Ich
freue mich schon darauf mich mehr in den Unterricht einbringen zu können und
kann mir auch gut vorstellen in absehbarer Zeit selbst zu unterrichten.
Das Lehrerzimmer.
An einer schönen und leserlichen Schrift für die Tafel muss ich noch üben...
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizmBD89T4dne9TGnwJ4w_3FSe6vs22HM0VxZpk8FEv4ah9JsF8Jf9t9OMvkTXc6JgzJeR8NwTAKXc1ipq-J-2Y5_kzYnjvhfKcuWPFE2criwf9R7S0NTeZtKehvA-Gfd-9g0YmO8LRfwU/s1600/Ambassade+(5)b.jpg)
Nun bin ich schon fünf Wochen in Lomé. Es kommt mir aber
schon wie mehrere Monate vor, was wahrscheinlich daran liegt, dass einfach
alles anders ist und man so viele neue Sachen erlebt. Ich muss sagen, dass ich
mittlerweile gut eingelebt habe. Ich hab mich an den Lärm und den Dreck
gewöhnt, das Gedränge auf dem Markt und auch bein Moto (Motorrad-Taxi) fahren
habe ich keine Todesangst mehr, sondern vertraue einfach darauf, dass der
Fahrer mich in dem dichten Verkehr sicher ans Ziel bringt – was bis jetzt auch
immer der Fall war! Mit meiner Gastfamilie komme ich gut zurecht und ein paar Freunde habe ich auch schon gefunden.
An dieser Stelle möchte ich mich auch mal bei meinen
fleißigen Bloglesern bedanken. Ich hätte nie damit gerechnet so viele
Seitenaufrufe zu bekommen und freue mich immer, wenn mir Leute schreiben wie
spannend und toll sie meinen Blog finden. Danke!
Du bist bösartig und einfach nur scheiße verena
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