Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachtsstimmung bei 34° C !?

Ho, ho, ho! In diesem Blogeintrag möchte ich euch ein paar Eindrücke vermitteln, wie ich die Adventszeit verbracht habe, wie die Togolesen Weihnachten feiern und wie bei 34 ° C Weihnachtsstimmung aufkommt... oder auch nicht.
Um ein bisschen in weihnachtliche Stimmung zu kommen habe ich meine Wohnung weihnachtlich dekoriert. Dank dem Päckchen von meiner lieben Mama, das pünktlich zum ersten Dezember ankam, hatte ich sogar einen Mini-Weihnachtsbaum mit batteriebetriebener Mini-Licherkette. Außerdem waren auch gleich zwei Adventskalender im Paket. Einmal eine Postkarte mit einem Bildchen für jeden Tag und eine Talettenpackung mit 24 Smarties drin.




 Auch das Wohnzimmer wurde durch einen Adventskalender geschmückt, den meine Mitfreiwillige Maren und ich uns gegenseitig gefüllt haben, sodass wir abwechselnd ein Türchen aufmachen durften. Die Bonbons haben den Temperaturen aber leider nicht stand gehalten und sind noch im Adventskalender geschmolzen, wodurch es eher eine klebrige Überraschung wurde.

Auf dem Grand Maché in Lomé gab es eine ganze Gasse voller Weihnachtsschmuck. Der Trend geht hier eher zu bunt, schrill, glitzernd und blinkend. Die Tannenbäume sind aus Plastik und und mit Kunstschnee bedenkt, versteht sich von selbst... Es ist wirklich ein ziemlich komisches Gefühl in Top und kurzer Hose über den "Weihnachtsmarkt" zu schlendern. Aber auch mal schön, sich keine tauben Zehen zu holen!












Im großen Supermarché gibt es sogar Schokoweihnachtsmänner im Kühlregal! Einen haben wir uns dann gegönnt und als wir ihn 20 Minuten später Zuhause vernaschen wollten, war er bereits fast geschmolzen. Wir haben ihn uns trotzdem schmecken lassen! Der Supermarché ist auch richtig schön kitschig dekoriert und man kann dort außer Weihnachtsdeko auch Adventskalender, Lindor-Schokolade und vieles anderes kaufen. Faschigs- und Osterdeko steht übrigens auch schon im Regal...






Ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ich mich noch kein Stückchen weihnachtlich fühle. Für mich ist eigentlich seit vier Monaten August und wenn die Datumsanzeige von meinem Handy Dezember anzeigt, muss ich immer grinsen, weil es sich einfach so überhaupt nicht nach Dezember anfühlt.
Wir haben in der Schule zwar Weihnachtslieder im Englischunterricht gesungen (Holy Night, Silet Night und Ihr Kinderlein kommet mit englischem Text) und aus TV und Radio dudelt auch ständig Weihnachtsmusik, aber für Weihnachtsstimmung gehört für mich einfach der deutsche Winter dazu (den ich übrigens im Moment nicht vermisse).
Ich habe auch das Gefühl, das Weihnachten in Togo kein so besonders großes Fest ist. Außer blinkenden Lichterketten an diversen Laternen und Bäumen und ständiger Beschallung durch Christmas Hits merkt man nicht, dass das Weihnachtsfest naht. Die Leute sind alle so wie immer, und bis jetzt hat mir auch noch niemand schöne Weihnachten gewünscht. Das finde ich aber nicht weiter schlimm, ich habe mich eher darauf eingestellt dass Weihnachten für mich dieses Jahr ausfällt. Und so kann ich auch schnell den ein oder anderen wehmütigen Gedanken an meine Familie, den Weihnachtsbaum und das Weihnachtsessen schnell verdrängen.
In Togo wird Weihnachten nur am 25. Dezember gefeiert. Vormittags werden wir gemeinsam das Essen zubereiten und Mittags wird dann gut gegessen, getrunken und gefeiert. Ich bin schon sehr gepannt wie das wird und freue mich auch darauf, denk Tag mit meiner Gastfamilie verbringen zu dürfen.





Ansonsten ist es hier gerade ziemlich heiß, denn vor einigen Wochen hat nun endgültig die Trockenzeit angefangen und seit dem hat es auch keinen Tropfen geregnet. Die Luft ist trotzdem noch relativ feucht, was am gemäßigten Klima durch den Atlantik liegt. Zur Trockenzeit gehört hier auch der Harmattan. Das ist ein kontinentales Windsystem Nordafrikas, das durch Wüstenstaub- und Sand oft für schlechte Sicht sorgt und in Westafrika typisch für die Trockenzeit ist.






Ein Nachmittag am Strand von Lomé.

Die Weihnachtsferien habe ich bis jetzt eher mit einem Korrigier-Marathon verbracht, 200 Stück in nur fünf Tagen. Leider sind die Prüfungen nicht so gut ausgefallen, wie ich es mir erhofft hatte. Aber trotzdem hatte ich beim Korrigieren auch meine Freunde. In einer Aufgabe mussten die Schüler einen kleinen Text über sich schreiben und unter anderem auch den Namen ihres Englischlehrers angeben. Und da haben doch tatsächlich einige Schüler auch meinen Namen hingeschrieben, obwohl ich sie bis jetzt gerade mal eine Woche unterrichtet habe und sonst nur dem Lehrer assistiert habe. Das hat mich echt sehr gefreut, denn das zeigt mir, dass die Schüler mich akzeptiert haben und mich als Lehrerin ansehen!


Nach so einem Korrigier-Marathon musste ich feststellen, dass es auch in Togo Chantals und Kevins gibt. Die Chantal hier hat aber relativ gut abgeschnitten und auch meinen Namen richtig geschrieben!


Ich wünsche allen meinen Bloglesern ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest, genießt die Zeit mit eurer Familie und lernt sie wert zuschätzen!
Rutscht gut rüber ins neue Jahr 2015 und lasst es ordentlich krachen!


Ich melde mich im Januar wieder und werde dann von meiner anstehenden Ghana-Reise berichten.
Bis dann, eure Verena

Freitag, 12. Dezember 2014

Neues aus der Schule

Blick auf die Innenstadt von Lomé
In meinen letzten Blogeinträgen habe viel vom Reisen berichtet, nun möchte ich mal wieder etwas zu meinem Projekt, dem Schulalltag und allem drum herum berichten.

In der Schule habe ich mich mittlerweile schon sehr gut eingefunden. Mit den Kollegen verstehe ich mich nach wie vor sehr gut und freue mich auch immer ein Schwätzchen mit ihnen halten zu können, denn mein Französisch gibt mittlerweile schon einiges her.

Diese Woche habe ich nun auch meine erste eigene selbstvorbereitete Unterrichtsstunde gehalten. Ich war vorher total aufgeregt, schlimmer noch wie bei meinen GFS in der Oberstufe. Nachdem ich dann aber ein paar Minuten vor der Klasse stand und die Schüler einigermaßen im Griff hatte, war ich schon wesentlich entspannter. Den Unterricht hab ich dann auch gleich dreimal hintereinander gehalten, nämlich in allen drei sixèmes die M.Gbadoe und ich seither zusammen unterrichtet haben. Bei 100 Schülern im Raum ist es natürlich nie ganz ruhig und so war meine Stimme nach drei Stunden auch etwas strapaziert. Trotzdem hat mir das Unterrichten sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich auch gefreut, dass die Schüler so gut mitgearbeitet haben und ich meine Bluse nicht umsonst durchgeschwitzt habe (was aber auch an den 34° C Lufttemperatur liegen kann). Am Ende jeder Stunden hat mein Lehrer die Schüler aufgefordert für mich zu applaudieren und alle sind von ihren Bänken gesprungen und haben angefangen zu jubeln und zu klatschen. So schlecht kann ich wohl nicht gewesen sein… Auch mein Lehrer M. Gbadoe war sehr zufrieden mit mir und hat in der Pause sogar andere Lehrer in den Unterricht eingeladen, damit sie mir beim Unterrichten zuschauen können. Zum Glück ist niemand gekommen! Am nächsten Tag hab ich gleich noch eine Stunde gehalten und den Stoff der letzten Wochen für die Abschlussprüfungen des Trimesters wiederholt. Auch diese Unterrichtsstunde lief super, aber wie gut ich wirklich gearbeitet habe, wird sich zeigen wenn ich die Prüfungsergebnisse vor mir habe.

Meine Motivation nach 200 korrigierten Prüfungen...
Es gab in der Mitte dieses Trimesters bereits schulinterne Prüfungen, bei denen ich auch bei der Prüfungsaufsicht mithelfen durfte. Selbstverständlich habe ich mich dann auch am Korrigieren beteiligt und die Blätter von zwei Klassen mit nach Hause genommen, also nur 200 Stück. Insgesamt waren 20 Punkte zu erreichen, wobei leider nur ein Drittel der Schüler mehr als 10 Punkte erreicht hat. Korrigieren und auch mal schlechte Noten zu verteilen gehört eben auch zum Lehreralltag, macht aber eher weniger Spaß. Viele Schüler haben alle Aufgaben bearbeitet, aber sehr viele Schreibfehler gemacht, da sie nur nach Gehör schreiben. Sie haben im Unterricht gut mitgearbeitet, aber ihr Heft zu Hause wahrscheinlich nicht mehr in der Hand gehabt. Ein paar Wochen später haben wir auch eine Klassenarbeit schreiben lassen, die ähnlich ausgefallen ist und so habe ich nach 400 korrigierten Testblättern beschlossen im nächsten Trimester einen „English Supporting Club“ zu gründen. Das wird eine kostenlose Nachhilfe-AG am Nachmittag werden, in der ich den Stoff für alle interessierten Schüler wiederholen möchte und einfach Defizite ausgleichen möchte.

In diesem Trimester habe ich auch schon an mehreren English-Teacher-Seminaren teilgenommen und dort viele hilfreiche und interessante Anstöße für meinen Unterricht sammeln können. Die Seminare werden nämlich alle auf Englisch gehalten und so konnte ich alles verstehen und gut mitarbeiten. Die Lehrer dort waren alle sehr nett und total offen. Einige haben mich auch in ihren Unterricht eingeladen und mir ihre Hilfe bei Fragen angeboten. An einem Seminartag  war ich krank, bin deshalb früher nach Hause und hab sofort eine SMS von den besorgen Seminarteilnehmern erhalten, die mir gute Besserung gewünscht haben. Das fand ich total süß und meine schnelle Genesung lag bestimmt auch an der Anteilnahme meiner Mitmenschen hier.

Auf den Seminaren bin ich mit den Lehrern auch ins Gespräch über das togolesische Schulsystem gekommen. Ich muss zugeben, dass ich mich während meiner eigenen Schulzeit sehr oft über das deutsche Schulsystem beschwert habe, aber hier gemerkt habe, wie gut wir es eigentlich hatten.
Die Schüler hier reden zu Hause mit ihrer Familie fast ausschließlich auf der Sprache der jeweils angesiedelten ethnischen Gruppe. In der Region Maritime und in Lomé also hauptsächlich Ewe und Mina. Ab ihrem ersten Schultag in der ersten Klasse werden die Kinder aber auf Französisch unterrichtet. Somit ist das Schulsystem eigentlich schon von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Sie lernen zwar auch Französisch, aber das reicht anfangs bestimmt nicht aus um Mathe oder Erdkunde auf Französisch zu verstehen. Aus diesem Grund fehlen den Schülern später wichtige Grundlagen, aus denen dann schlechte Noten resultieren. Deshalb ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass so viele Schüler sitzen bleiben. Dazu kommen dann noch die viel zu großen Klassen hinzu, in denen der Unterricht für die Schüler auch sehr anstrengend ist. Manche Schüler aus der letzten Reihe können nicht mal zur Tafel schauen und die Jüngeren hockten teilweise zu viert in einer Bank für zwei Personen, da hat nicht mal das Heft jedes Schülers Platz.
Wenn in der Unterrichtsstunde mal ein Schüler laut ist und der Lehrer fragt wer es war, dann zeigen die andern immer sofort auf den Übeltäter. Anfangs fand ich dieses Verpetzten ziemlich unsolidarisch, dafür dass unsere Schule „Lycee Tokoin Solidarité heißt. Mittlerweile kann ich das Verhalten der Schüler aber gut nachvollziehen. Beim Lernen in so einer erschwerten Umgebung mit großen Startschwierigkeiten, ist es logisch, dass die Schüler irgendwann zum Einzelkämpfer mutieren. Wenn sie nicht selbst danach schauen, das Beste rauszuholen, dann macht es niemand.
In Ermangelung von Beamern, Lageslichtprojektoren und Smartboards können
Lehrer hier alle besonders gut zeichnen.
Ich sehe mich hier vor einem riesigen Problem stehen und fühle mich, als ob mir die Hände gebunden wären. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, meinen Unterricht so ansprechend wie möglich zu gestalten, habe aber trotzdem immer das Wissen im Hinterkopf, dass ich niemals alle erreichen werde. Was hier nötig ist, sind Reformen, neue Klassenräume für kleinere Klassen und deshalb auch mehr Lehrer, aber die togolesische Regierung steckt hier das Geld lieber ins Militär und tut Lehrer unterbezahlen.


Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in meinen Arbeitsalltag und auf meine Sicht der Dinge geben. Das erste Trimester dieses Schuljahres endet diese Woche und wird kommende Woche noch mit den Prüfungen abgeschlossen. Dann werden die 40 Lehrer und 2600 Schüler in die wohlverdienten Ferien entlassen. Ich melde mich bald wieder um über die Weihnachtszeit in Togo zu berichten. So viel vor ab: Bei 34° C kommen nur sehr schwer weihnachtliche Gefühle auf!
Sonnige Grüße in die Heimat!

Ein Bild das ich noch mit euch teilen möchte:
Es stammt aus einem Online-Artikel der Washington Post und wurde von einen genervten und verzweifelten Reporter veröffentlicht. Ich hab Verständnis für ihn!

Donnerstag, 13. November 2014

Days in Paradise

Hier kommt ein Foto-Update mit Bildern der vergangenen beiden Wochenenden.
Achtung: Es ist nicht ausgeschlossen, beim Betrachten der Bilder ein gewisses Neid-Gefühl zu empfinden! Eigentlich sollte ich mich dafür entschuldigen, aber warum sollte ich denn keine schöne Zeit haben dürfen?

Coco Beach


An einem Sonntag bin ich mit anderen Freiwilligen zum Coco Beach gefahren. Das ist ein privater Strand, der außerhalb von Lomé liegt. Hier kann man gegen einen kleinen Eintritt nach Lust und Laune Sonnenbaden, in den Wellen plantschen, den Ausblick genießen, lesen, schlafen, essen und was man eben sonst noch so am Stand macht. Der Tag war wie ein Kurzurlaub, bei dem ich super abschalten und entspannen konnte. Und es war einfach so wunderschön dort! Den ganzen Tag über konnte ich gar nicht glauben, dass ich mich wirklich an diesem paradiesischen Ort befinde, und habe zur Sicherheit ganz viele Erinnerungsfotos gemacht. Inzwischen kommt mir der Tag vor wie ein schöner Traum...



Bis zum Sonnenuntergang sind wir am Strand geblieben...

Wochenendausflug nach Kpalimé

 Am folgenden Wochenende bin ich wieder verreist. Diesmal in die Stadt Kpalimé (gesprochen Palimee), die ca. 2 Autostunden von Lomé entfernt liegt. Ich habe dort die Freiwilligen besucht, mit denen ich am vorherigen Wochenende im Paradies war. Aber auch in Kpalimé ist es total schön! Die Stadt liegt in den Bergen und ist ringsum umgeben von grünen Hügeln. So kann man ständig ein tolles Panorama genießen. 



Am Samstagvormittag haben wir einen Kunstmarkt besucht, das Centre Artisanal. Hier arbeiten verschiedene Künstler und stellen gleichzeitig ihre Werke aus. Das ist sehr interessant, denn man kann dabei zuschauen, wie die Kunstwerke entstehen. So hat uns beispielsweise ein Tuchbemaler sein Handwerk erklärt und gezeigt wie er die Stoffe erst mit flüssigem Wachs bemalt und sie dann später batikt. Außerdem gab es Schnitzereien, Töpfereinen, Schmuck, Stoffe und Gemälde zu bestaunen.







 
Alles so schön grün in Kpalimß


Am Nachmittag besuchten wir den Grand Marché von Kpalimé, auf dem es alles zu kaufen gibt, wie es sich eben für einen Grand Marché gehört. Dieser Markt findet nur jeden Samstag statt und lockt deshalb Käufer und Verkäufer aus der ganzen Umgebung an.

Yovos in Town.
Nach dem Markt sind wir zu einem nah gelegenen Kloster gelaufen, in der eine Freiwillige wohnt. Und dort erwartete uns eine freudige Überraschung, denn sieben Hundewelpen tollten im Hof herum. Das hat natürlich unsere Herzen höher schlagen lassen, doch leider waren die Welpen zu schüchtern, um sich streicheln zu lassen. Am liebsten hätte ich mir einen in die Tasche gesteckt, aber aus einem Kloster kann man ja nicht mitgehen lassen...

Hundewelpen im Kloster
  
Abendstimmung über der Stadt.

Im Hintergrund sieht man die Kathedrale, das Wahrzeichen von Kpalimé. Bei meinem nächsten Besuch werde ich sie mir mal genauer anschauen, ebenso wie ich in die Berge fahren werde und sie nicht nur aus der Stadt betrachten werde.
Mit dem roten Trotro im Vordergrund bin ich dann wieder zurück nach Lomé gefahren, mit übriges 14 weitern Personen im Bus. Das war ziemlich eng, aber ich hatte zum Glück einen Fensterplatz, weshalb ich die Aussicht auf das grüne togolesische Hinterland und vorbeirauschende Dörfer genießen konnte. Dazu noch den iPod im Ohr war der perfekte Ausklang eines schönen Wochenendes.

Bitte denkt jetzt aber nicht, dass ich die ganze Zeit nur am Reisen bin. Ich gehe nach wie vor an vier Tagen die Woche in die Schule. Auch von dort gibt es einiges zu berichten, denn langsam habe ich mich an den Schulalltag gewöhnt und einige Erkenntnisse über das togolesische Schulsystem machen können. Darüber werdet ihr in meinem nächsten Blogeintrag mehr lesen können.
Bis dahin, macht's gut!

P.S.: Falls euch doch das Neid-Gefühl gepackt hat, macht einfach kurz fünf Minuten Urlaub fürs Gehirn. Schließt die Augen und stellt euch vor, am Traumstrand von Coco Beach zu stehen. Ihr grabt die Zehen in den Sand, die Wellen umspielen eure Füße, ihr spürt den warmen Wind auf der Haut und habt die Salzluft in der Nase. Ihr hört nichts als das Rauschen des Meeres, entspannt die Muskulatur und merkt wie der Stress von euch abfällt und dann - donggg - fällt euch eine Kokosnuss auf den Kopf und ihr erwacht aus dem Traum, um festzustellen, dass ihr euch im sieben Grad kalten und regnerischen Deutschland befindet.
Sonnige Grüße aus Togo!



Dienstag, 28. Oktober 2014

Voyage, voyage

 Am Wochenende habe ich meine erste kleine Reise unternommen und Franzi und Hannah, ebenfalls Freiwillige, in dem kleinen Dorf Djekotoe besucht.

Von Lomé bin ich mit einem Trotro bis nach Vogan gefahren, einer mittelgroßen Stadt in der Region Maritime. Trotros sind Kleinbusse, die zwischen verschiedenen Städten hin und her pendeln und deren Maximalpersonenzahl gerne mal übersehen wird. So saßen 24 Personen und ein paar Hühner eingequetscht im Bustaxi. Trotro sind hier ein beliebtes Fortbewegungsmittel, denn sie fahren fast überall hin und sind günstig. Die Fahrt von 1 1/2 Stunden hat mich ca 2€ gekostet.
In Vogan angekommen habe ich erst mal 10 Motofahrer und 5 Verkäufer vertreiben müssen, einen Heiratsantrag ausschlagen müssen und dann haben mich auch schon Franzi, Hannah und ihr Mentor Sam abgeholt. Gemeinsam sind wir dann auf den Markt von Vogan. Dieser findet jeden Freitagnachmittag statt und bietet alles, was man sich so vorstellen kann. Aber seht selbst:


Der Ziegenmarkt. Hier hats gerochen wie im Streichelzoo.


Auf dem Markt wird allerhand frisches Gemüse und auch Obst verkauft.













Sogar eine kleine Fetischabteilung hat der Markt zu bieten. Hier gibt es Tierschädel, getrocknete Tierhaut, Felle, Geweihe und geschnitzte Figuren zu kaufen. Diese Gegenstände werden alle im Voodoo-Kult verwendet.


Fisch gibt es auch in allen möglichen Formen zu kaufen. Hier sieht man getrockneten, vorportionierten Fisch, bereit zum Kauf. Ihr könnt euch nicht vorstellen was für ein Geruch bei 30°Grad über der Fischabteilung liegt.




Außerdem kann man Stoffe, Schmuck, Souvenirs, Lebensmittel, Elektorgeräte, Kleidung, Haushaltsartikel, Musikinstrumente, Bastmatten, geschlachtete Schweine (...) auf dem Markt erwerben. 

Nach unserm Marktbesuch haben wir uns einem leckeren Essen und gekühlten Getränken in einer Bar gestärkt und sind dann mit dem Moto durch die Pampa ca 20 Minuten ins Dorf Djekotoe gefahren. Die Mädels wohnen hier in einem kleinen Haus ohne Storm und fließend Wasser. Das muss aber nicht unbedingt zum Problem werden, wie ich selber an diesem Wochenende festgestellt habe. Es gibt ja Taschenlampen und Wasser kann man am örtlichen Brunnen pumpen.
Nach einem gemütlichen Abend auf der Terrasse und Zähne putzen unter einem wunderschönen Sternenhimmel sind wir sind wir nicht so spät ins Bett, bzw auf die Bastmatten. Die Rückenschmerzen der Nacht wurden am Morgen mit einem leckeren Brunch entschädigt. Es gab Rührei mit Zwiebeln, Brot, Tee, Ananas, Bananden, Guave, Buie und Pat mit Piment, beides togolesische Spezialitäten. Frisch gestärkt machten wir uns zu einer Tour durchs Dorf auf.



Die dorfeigene Schnapsbrennerei. Der Mann links schüttet Palmwein in das Fass, wo der Wein stark erhitzt wird. Das Kondenzwasser wird in einen Schlauch geleitet, welcher durch das Becken führt und dort runtergekühlt wird. Der fertige Schnaps wird dann in der grünen Glasflasche am Ende gesammelt. Die Männer dort haben uns gleich zu einer Schnapsprobe eingeladen, bei der wir feststellen mussten dass der Schnaps bestimmt 85% hat und einfach nur im Mund brennt. Aber Bakterien tötet der allemal ab!




Auf dem Weg zum Brunnen, der vor dem Dorf liegt.



Kinder am Dorfbrunnen.
Der Brunnen wurde erst vor 5 Jahren neu gebaut und liefert so sauberes Wasser, das die Dorfbewohner es trinken können. Der deutsche Magen ist dann doch etwas empfindlicher und verträgt nur abgepacktes Wasser.








So wachsen Ananasse...


... und so Papyas, die sich hier zu meiner absoluten Lieblingsfrucht etabliert haben.
Allgemein sind die Früchte hier tausend mal leckerer, saftiger und süßer als das halbreife Obst aus dem heimischen Supermarkt.









Im Dorf wird der Voodoo-Kult gelebt und man findet einige Figuren, Altare und Voodoobäume, wie diesen hier.




Auf dem Dorfplatz fand ein Fest anlässlich einer Beerdigung statt. Acht Wochen nach einer Beerdigung versammelt sich das Dorf noch einmal zum gemeinsamen tanzen und musizieren.




Kleiner Nachmittagssnack:
Frische Kokosnuss
Bei frischen Kokosnüssen ist das weiße Fruchtfleisch noch ganz weich und glibbrig und kann ausgelöffelt werden. Erst wenn die Kokosnuss alt und getrocknet ist, wird das Fruchtfleisch hart, so wie wir Kokosnüsse in Deutschland kennen.


Wasser auf dem Kopf tragen.
Ich bekam nur den Kindereimer mit gerade mal 10 Litern, die Frauen im Dorf tragen gerne mal 30 Liter auf dem Kopf.
Das Gewicht geht eigentlich gut, das Problem ist nur das Ausbalancieren des Eimers.


Die süßen Nachbarskinder Tina und Clecle, die uns täglich besucht haben und immer für Action sorgen.



Mittagessen kochen auf der Terasse vor dem Haus.


Unser leckeres Abschiedsessen am Sonntagmittag.















Zum Nachtisch gabs Ananas.
Ich wünsche jedem einmal den Geschmack solcher fruchtiger Ananas im Mund schmecken zu dürfen. So eine Geschmacksexplosion muss man einfach mal erlebt haben.

Ich habe das Wochenende im ruhigen und idyllischen Djekotoe sehr genossen und es war eine willkommene Abwechslung zum lauten und dreckigen Lomé. Außerdem sind Fanzi und Hannah super Gastgeber und wir hatten sehr viel Spaß und wollen das Wochenende bald wiederholen.
Wer mehr über die Mädels, ihr Leben auf dem Dorf und ihre Arbeit im Kindergarten erfahren möchte, darf gerne auf ihrem Blog vorbei schauen: http://projekt-togo.blogspot.com/