Hallo ihr Lieben!
Meine Klasse sagt "Bonjour" |
Lange gabs hier nichts mehr Neues - tut mir Leid! Um das zu ändern habe ich mir das Ende des Schuljahres als Anlass genommen noch mal von meiner Arbeit und einigen Erlebnissen der letzten Monate zu berichten. Viel Spaß beim Lesen!
Im März begann ich mit meiner angekündigten Nachhilfe-AG, dem Club d'Anglais. Das war ein freiwilliges und kostenloses Angebot an meine Klasse, um ihr Englisch außerhalb des Unterrichts zu verbessern und die Freunde und das Interesse an einer neuen Sprache zu fördern. Und so kamen jeden Montagnachmittag ein fester Kern von 30 bis 40 Schülern in unserem Klassenzimmer eingetrudelt. Eine schöne kleine Gruppe, mit der man gut arbeiten konnte! Wir wiederholten den Unterrichtsstoff, machten viele Übungsaufgaben, übten das Lesen, spielten Lernspiele und natürlich kam das Singen und Tanzen auch nicht zu kurz. Ihr Favorit war "If you happy and you know it, clap your hands". Das Lied wurde aber nicht monoton wie im deutschen Musikunterricht performt, sondern meine Schüler überlegten sich sofort einen Klatschrhythmus und ein paar Bewegungen als Begleitung.
Und das führt mich zu meinen nächsten Punkt: Ich bin eben nun mal keine ausgebildete Lehrerin, sonder nur eine deutsche Abiturientin, deren Englischprüfung das Prädikat "befriedigend" trägt. Ich hatte viel Zeit mich an die Schule und das Unterrichten zu gewöhnen, bis ich eine eigene Klasse bekam, aber trotzdem kann man von mir nicht die gleichen Leistungen wie von einem togolesischen Lehrer erwarten - wie auch? Er hat das ja schließlich studiert und viele Jahre dafür gelernt, ich stelle mich einfach vor die Klasse und schüttel mir was aus dem Ärmel. Denkt jetzt bitte nicht, dass ich Ärger bekommen habe oder so, die einzige, die sich an dieser Situation stört, bin ich! Die Schulleitung, das Kollegium und auch meine Schüler haben mich immer als vollwertige Lehrerin angesehen und mich nie in Frage gestellt, wofür ich allen sehr dankbar bin! Trotzdem finde ich es meine Schülern gegenüber unfair, trotz schlechterer Ausbildung die gleichen Anforderungen an sie zu stellen, wie an ihre Parallelklassen, die von richtigen Lehrern unterrichten werden. Deshalb habe ich wohl auch das eine oder andere mal die Noten vor der Abgabe noch ein bisschen frisiert. An dieser Stelle möchte ich nur drauf hinweisen, dass man Freiwilligendieste auch mal kritisch betrachten muss! Der engagierte Weiße, der für ein Jahr freundlicherweise an einer Schule oder anderen Institution mitarbeitet, ist nicht immer eine riiiesen Unterstützung und innovationsbringend, sondern hält manchmal sogar eher auf. Das Thema hat mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt, noch bin ich aber nicht klar genug, um genauer darüber zu debattieren, freue mich aber schon auf Diskussionen in Deutschland!
Die Arbeit hat mir sogar so viel Spaß bereitet, dass ich mich in Deutschland für ein Lehramtsstudium einschreiben möchte. Denn so oft dachte ich: Wie cool wäre es jetzt, es ihnen auf ihrer Muttersprache erklären zu können? Wie gut wäre es, dafür jetzt einen Overheadprojektor zu verwenden? Wie toll wäre es, alle Namen zu wissen und mündliche Noten machen zu können? Wie viel besser wäre es, nur halb so viele Schüler vor sich zu haben? ...
Der Versuch, ein Klassenfoto zu machen, auf dem ich mit drauf bin! Gedrängel wie beim Einsteigen in einen deutschen Schulbus, jeder will neben der Lehrerin stehen. Wer findet mich? |
An meinem letzten Unterrichtstag habe ich meine Kamera mitgenommen und viele Fotos gemacht. Wie in jeder Klasse, findet man auch in meiner Klasse die typischen Charaktere einer Schulklasse:
Die Best Frieds weiblich
Die Best Friends männlich
Die Zicken
- trotzdem alle unter den besten 15 Schülern in Englisch.
Ihr Klassenkameraden haben es ihnen übrigens nicht gegönnt ein Foto nur zu fünft zu machen J
Die kleinen Jungs
- versuchen mit dem Niedlichkeitsbonus durchzukommen, haben es aber faustdick hinter den Ohren
Die Streber
- die drei Besten der Klasse von links nach rechts, auch "les majeurs" genannt
Die Poser
- Wie findet ihr eure Englischlehrerin? - Spitzeee!
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhI_hgFIn_7vlk2Ahg_4QYcnIPqCFMa40RYl7OY-PyH1i-8CDexfjh9deZ52FTYzoWiJwN34fyfDI2y_OuSMXzONCP8Nvf4W52UtQm2cabZbHrJ7jLV4eq8kC1-8oXZA73bGWJ_i_t8jDs/s320/11356082_871105092949255_1826343131_n.jpg)
Dieses Foto ist vom Mont Kloto, dem zweithöchsten Berg Togos geschossen. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man den Mont Agou, den höchsten Berg Togos. In der Talsenke erkennt man die Stadt Kpalimé, welche neben Lomé schon ein zweites Zuhause geworden ist. Entstanden ist das Foto nach einer Geburtstagsparty auf dem Mont Kloto, als wir uns morgens um halb 6 aus den Decken geschält hatten, um den Sonnenaufgang zu sehen. Er war richtig schön und die Landschaft verzaubert mich auch jedes mal aufs Neue.
Das wars jetzt erst mal von mir, morgen werde ich zu einer 4wöchigen Reise durch Togos Nachbarländer Burkina Faso und Benin aufbrechen, danach habe ich noch ca 2 Wochen in Lomé und dann heißt es auch schon Abschied nehmen! Ich will noch gar nicht daran denken und kann mir momentan nicht vorstellen, mein geliebtes Togo in nur 6 Wochen zu verlassen!
Von meiner Reise werde ich wie immer natürlich auch berichten, denn sie fing schon mal gut an. Heute Morgen bin ich an die Station gefahren um mir schon mal ein Ticket zu kaufen. Der Bus dieser Station kommt aber um 22h in Burkinas Hauptstadt an und ich erklärte dem Angestellten dass ich lieber im Hellen ankommen würde und dieser marschierte einfach mit mir los zu einem anderen Busunternehmen, seiner Konkurrenz (!!), dessen Busse Mittags ankommen und half mir sogar noch das Ticket zu kaufen. Diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Leute hier finde ich immer wieder beeindruckend, vor allem mit welcher Selbstverständlichkeit sie an den Tag gelegt wird!
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