Donnerstag, 23. Juli 2015

Mon grand voyage: Burkina Faso & Benin

TRAVEL is the only thing you buy that makes you richer!


Hallihallo ihr Daheimgebliebenen!
Hier folgt ein Blogeintrag über meine Reise durch Togos Nachbarländer Burkina Faso (nördliche Grenze) und Benin (östliche Grenze). Da es einerseits den Rahmen sprengen würde ausführlich über alle Erlebnisse meiner 4-wöchigen Reise zu berichten und sich andererseits außer meinen Eltern sowieso niemand alles durchlesen würde, habe ich einfach die besten Fotos aus über 900 herausgesucht. Anhand diesen möchte ich euch einen Einblick in meine unglaublich tolle Reise gewähren. Ich habe faszinierende Orte besucht, wundervolle Menschen getroffen und unzählige Erfahrungen gemacht.

Begonnen hat meine Reise in Burkinas Hauptstadt Ouagadougou, die ich nach einer 24-stündigen Busfahrt erreichte (bitte jetzt nicht Ou-blablabla lesen, sondern Buchstabe für Buchstabe: O-U-A-G-A-D-O-U-G-O-U). Einheimische sagen aber schlicht Ouaga oder auch Waga. Das klingt nach einer Stadt irgendwo vor den Toren der Sahara im westafrikanischen Hinterland, in einem Land dessen Namen wegen seiner Außergewöhnlichkeit jeder kennt, aber kein Mensch weiß, was dahinter steckt. Aufgepasst, ich kann euch sagen, dass Burkina Faso ein unglaublich tolles Land ist, Ouagadougou eine pulsierende Metropole und beides unbedingt eine Reise wert ist!
In Ouaga besuchte ich den Grand Marché, das Nationalmuseum, das Centre Artisanal, tauchte Samstagabends in das Nachtleben ein, bekam wahre Gastfreundschaft zu spüren und machte interessante Einblicke in das burkinische Leben durch intensive Kontakte zu Einheimischen, die ich mittlerweile als meine Freunde bezeichnen darf.
Von dort aus ging es weiter in den Westen des Landes in die Stadt Banfora, wo ich Lisa, eine Freundin und ebenfalls Freiwillige, die ich auf dem Zwischenseminar in Ghana kennengelernte, besucht habe.

Die Natur rund um Banfora erstrahlt in sattem Grün. 
Im Vordergrund sind Reisfelder zu sehen.

Besuch der Cascaden von Banfora mit Lisa und einigen Freunden. 
Willkommene Abkühlung bei über 35°C!

Eine Tour mit dem Pirogue über den Lac de Tengrela bei Sonnenuntergang.

Eine Gruppe von Hippos planscht gemütlich im Wasser.

Pirogues am Ufer der Sees.

Nach einer schönen Woche in Banfora fuhr ich mit einem Zwischenstop in Ouaga weiter nach Benin. Genauer in den Norden des Landes, genauer in eine kleine Stadt names Tanguieta. Von dort aus unternahm ich eine Safari in den Pendjari Nationalpark.

Schon allein die Natur war atemberaubend!

Pumba und seine Freunde.

Männliche Antilope im Galopp. Nur die Männchen haben Hörner,
Weibchen erkennt man an ihren großen Ohren.

Und plötzlich läuft ein Elefant vor uns über die Straße! Hätte der Guide
keine Vollbremsung eingelegt, hätte es ein unerwartetes Zusammentreffen gegeben.
Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl, diese wundervollen Tiere so nahe zu erleben!
Wer den Satz "Du trampelst wie ein Elefant" erfand, hat diese Tiere wohl noch nie in freier
Wildbahn erlebt, denn die Elefanten sind fast lautlos durchs Gestrüpp marschiert.

Drei Büffel beim Weiden.

So bin ich einen Tag durch den Nationalpark gebraust.

Wie im Bilderbuch: Im Vordergrund die Antilopen und im Hintergrund 
eine Herde Elefanten.

Unzählige Affen kreuzten unseren Weg.

Vom hohen Norden gings dann weiter in Benins größte Stadt Cotonou. Dort traf ich mich mit Hannah und Franzi, beide auch Freiwillige in Togo, um gemeinsam den Süden Benins zu bereisen. Die erste Sehenswürdigkeit war Ganvie, eine kleine Stadt, die vollkommen auf Stelzen gebaut ist. Es gibt keine Straßen, alles wird über den Wasserweg erledigt. Diese Stadt hat uns wirklich tief beeindruckt.

Die Häuser stehen auf Stelzen aus Holz oder Beton.

Hier gibt es keine Marktstände: Das Boot der Ananas-Frau.

Meine Reisegruppe: Immer bei bester Laune!

Obststand in Cotonou. Eine große Orange (hier übrigens immer grün) ist für 
umgerechnet 15 Cent zu haben, für eine Avocado zahlt man schon um die 30 Cent.

Obama-Beach in Cotonou. The Place to be an jedem Sonntagnachmittag.

Der beste Snack zu jeder Tageszeit: Knusprige Baguettes mit Avocado-Zwiebel-Tomaten-Füllung.
Auf jeden Fall eines meiner Lieblingsessen in Togo und Benin. Den Korb trägt die Verkäuferin
übrigens so auf dem Kopf durch das Gedränge auf dem Markt. 

Eine Kunstinstallation des Künstlers Romuald Hazoumè Arè im Museum der Fondation Zinsou.
Die "Gesichter" auf dem Boden stellt die Regierung dar, die alles alleine entscheidet. Die "Gesichter" außen herum verkörpern das Volk, das nur zusieht und über seine Köpfe hinweg entscheiden lässt. Mit dieser Installation möchte der Künstler die Bevölkerung aufrufen, sich mehr für die Politik zu interessieren, sich zu engagieren und mitzubestimmen. Nicht nur in Benin, sondern Weltweit!

Porto Novo, die administrative Hauptstadt Benins zeichnet sich durch unzählige Bauten aus der Kolonialzeit aus. Wie der Name schon sagt, war das Land die längste Zeit unter portugiesischer Kolonialherrschaft. Entlang der Küste lässt sich überall südeuropäischer Flair wiederfinden.
Das Gebäude stellt die ehemalige Moschee dar.  

Ein Affe betrachtet sein Spiegelbild im Jardin des Plants in Porto Novo.

Keine Kunstinstallation, sonder selbst gepanschter Sprit, der so überall an der Straße verkauft wird.
Offiziell verboten und hoch gefährlich, aber günstiger als Diesel und Benzin an der Tankstelle. 

Wunderschöne Kirche in Ouidah.

Besuch des Python-Tempels in Ouidah. Keine Sorge, das ist eine Würgeschlange,
die beißt nicht! 

Die Pythonschlangen sind sehr gutmütig und lassen alles mit sich machen.
Man kann sie sich um den Hals legen oder die Baby-Python auf die Hände. 

Die Porte de non Retour - das Tor ohne Wiederkehr.
Von hier aus wurden im 18. Jahrhundert Sklaven aus ganz Westafrika in die neue Welt verschifft.
Viele starben bereits auf der Überfahrt, andere an den Qualen ihres neuen Lebens.
Trotz eingehender Beschäftigung mit dem Thema Sklaverei geht es nicht in meinen Kopf rein, wie Menschen so grausam seien können, einen fremden Kontinent zu betreten, seine Bewohner gefangen zu nehmen, sie wie Tiere zu halten und anschließen zu verkaufen oder einzutauschen. Wo ist da die Menschlichkeit geblieben, hatten diese Leute kein Gewissen oder Empathiefähigkeit?!

Der Strand von Grand Popo.
Den "Arsch der Welt" hatte ich mir weniger traumhaft vorgestellt.


Unsere Aussicht beim Frühstück / Mittagessen /Abendessen.
Das Guesthouse lag direkt am Strand und lud herrlich zum Entspannen
und die Seele baumeln lassen ein.

Nach vier Wochen on Tour bin ich gesund und wohlbehalten wieder zu Hause in Lomé angekommen. Die Reise war ein voller Erfolg und ich bereue es nicht, so kurz vor dem Ende meines Freiwilligendienstes so lange außer Land gewesen zu sein. Aber jetzt heißt es die letzten Mitbringsel einkaufen, zum letzten Mal meine Lieblingsessen essen, zum letzten Mal auf den Markt und zum Strand, Freunde besuchen und verabschieden und einfach jede mir verbleibende Sekunde in Togo zu genießen! Denn nächste Woche (!!) geht es schon zurück nach Deutschland. Unglaublich, wie schnell 11 Monate vergehen konnten! Aber seid nicht traurig, das bleibt nicht mein letzter Blogeintrag, ich habe noch so viele Fotos und Geschichten mit euch zu teilen, es gibt so viel was ich noch zu sagen habe.
Bis ganz bald (jetzt aber wirklich),
eure Verena



Montag, 22. Juni 2015

Fin de l'annee scolair

Hallo ihr Lieben!
Meine Klasse sagt "Bonjour"

Lange gabs hier nichts mehr Neues - tut mir Leid! Um das zu ändern habe ich mir das Ende des Schuljahres als Anlass genommen noch mal von meiner Arbeit und einigen Erlebnissen der letzten Monate zu berichten. Viel Spaß beim Lesen!

Im März begann ich mit meiner angekündigten Nachhilfe-AG, dem Club d'Anglais. Das war ein freiwilliges und kostenloses Angebot an meine Klasse, um ihr Englisch außerhalb des Unterrichts zu verbessern und die Freunde und das Interesse an einer neuen Sprache zu fördern. Und so kamen jeden Montagnachmittag ein fester Kern von 30 bis 40 Schülern in unserem Klassenzimmer eingetrudelt. Eine schöne kleine Gruppe, mit der man gut arbeiten konnte! Wir wiederholten den Unterrichtsstoff, machten viele Übungsaufgaben, übten das Lesen, spielten Lernspiele und natürlich kam das Singen und Tanzen auch nicht zu kurz. Ihr Favorit war "If you happy and you know it, clap your hands". Das Lied wurde aber nicht monoton wie im deutschen Musikunterricht performt, sondern meine Schüler überlegten sich sofort einen Klatschrhythmus und ein paar Bewegungen als Begleitung. 
Für mich war der Club deutlich entspannter als die normalen Unterrichtsstunden und somit auch deutlich spaßiger. Als Lehrerin war es besonders schön zu sehen, dass Schüler, die im normalen Unterricht zu schüchtern sind, im Club gut mitgearbeitet haben und sich nach einiger Zeit sogar getraut haben, im Unterricht zu melden. Quasi die ultimative Bestätigung für meine Arbeit. Ich konnte schon feststellen, dass sich das Vokabular gefestigt, die Aussprache verbessert und das Verständnis für die Grammatik vertieft hatte. Nach zwei Tests im Unterricht, die ich beide selbst konzipiert hatte und auch verhältnismäßig gut ausgefallen sind, setzte ich also große Hoffnungen auf die schulinternen Prüfungen zum Ende des dritten Trimesters Anfang Juni - und wurde leider enttäuscht. Viele Schüler hatten die Aufgabenstellungen nicht verstanden, Gelerntes scheinbar vergessen oder schlicht unkonzentriert gearbeitet. Einen Teil der Verantwortung für die Noten trage auch ich als Englischlehrerin. 
Und das führt mich zu meinen nächsten Punkt: Ich bin eben nun mal keine ausgebildete Lehrerin, sonder nur eine deutsche Abiturientin, deren Englischprüfung das Prädikat "befriedigend" trägt. Ich hatte viel Zeit mich an die Schule und das Unterrichten zu gewöhnen, bis ich eine eigene Klasse bekam, aber trotzdem kann man von mir nicht die gleichen Leistungen wie von einem togolesischen Lehrer erwarten - wie auch? Er hat das ja schließlich studiert und viele Jahre dafür gelernt, ich stelle mich einfach vor die Klasse und schüttel mir was aus dem Ärmel. Denkt jetzt bitte nicht, dass ich Ärger bekommen habe oder so, die einzige, die sich an dieser Situation stört, bin ich! Die Schulleitung, das Kollegium und auch meine Schüler haben mich immer als vollwertige Lehrerin angesehen und mich nie in Frage gestellt, wofür ich allen sehr dankbar bin! Trotzdem finde ich es meine Schülern gegenüber unfair, trotz schlechterer Ausbildung die gleichen Anforderungen an sie zu stellen, wie an ihre Parallelklassen, die von richtigen Lehrern unterrichten werden. Deshalb habe ich wohl auch das eine oder andere mal die Noten vor der Abgabe noch ein bisschen frisiert. An dieser Stelle möchte ich nur drauf hinweisen, dass man Freiwilligendieste auch mal kritisch betrachten muss! Der engagierte Weiße, der für ein Jahr freundlicherweise an einer Schule oder anderen Institution mitarbeitet, ist nicht immer eine riiiesen Unterstützung und innovationsbringend, sondern hält manchmal sogar eher auf. Das Thema hat mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt, noch bin ich aber nicht klar genug, um genauer darüber zu debattieren, freue mich aber schon auf Diskussionen in Deutschland!

Nichtsdestotrotz habe ich meine Arbeit geliebt und bin jeden Tag gerne in die Schule gegangen. Die Schüler haben es mir nicht immer leicht gemacht, sie zu mögen, haben es aber trotzdem geschafft! Wir haben zusammen gelernt und gelacht, manchmal war ich stolz, manchmal war ich sauer und manchmal habe ich auch den Unterricht abgebrochen, weil die Stimmung viel zu aufgeladen war, um konzentriert zu arbeiten. An den meisten Tagen konnte ich aber meine Unterrichtsvorbereitung durchziehen und die Klasse mit neuen Dialogen, Vokabeln und Grammatik begeistern. 
Die Arbeit hat mir sogar so viel Spaß bereitet, dass ich mich in Deutschland für ein Lehramtsstudium einschreiben möchte. Denn so oft dachte ich: Wie cool wäre es jetzt, es ihnen auf ihrer Muttersprache erklären zu können? Wie gut wäre es, dafür jetzt einen Overheadprojektor zu verwenden? Wie toll wäre es, alle Namen zu wissen und mündliche Noten machen zu können? Wie viel besser wäre es, nur halb so viele Schüler vor sich zu haben? ...

Der Versuch, ein Klassenfoto zu machen, auf dem ich mit drauf bin!
Gedrängel wie beim Einsteigen in einen deutschen Schulbus, jeder will neben der Lehrerin stehen.
Wer findet mich?

An meinem letzten Unterrichtstag habe ich meine Kamera mitgenommen und viele Fotos gemacht. Wie in jeder Klasse, findet man auch in meiner Klasse die typischen Charaktere einer Schulklasse:

Die Best Frieds weiblich

Die Best Friends männlich

Die Zicken
- trotzdem alle unter den besten 15 Schülern in Englisch.
Ihr Klassenkameraden haben es ihnen übrigens nicht gegönnt ein Foto nur zu fünft zu machen J

Die kleinen Jungs
- versuchen mit dem Niedlichkeitsbonus durchzukommen, haben es aber faustdick hinter den Ohren

Die Streber
- die drei Besten der Klasse von links nach rechts, auch "les majeurs" genannt

Die Poser
- Wie findet ihr eure Englischlehrerin? - Spitzeee!


An dieser Stelle möchte ich auch ein großes Dankeschön an meine Tante Martina und den Kinderhort Brackenheim aussprechen!! Bei einem Flohmarkt wurde bestimmt, dass die Einnahmen aus dem Kuchenverkauf und den Tischgebühren für einen guten Zweck gespendet werden sollen. Dank meiner Tante kam der Erlös dann meinem Projekt zugute. Von einem Teil haben wir neue Englischbücher für die Klassenstufen  4ème  und 3ème gekauft. Das restliche Geld wurde dafür verwendet, kaputte Schulmöbel reparieren zu lassen. Der Schulleiter und das Lehrerkollegium haben sich sehr gefreut, dass jemand im weit entfernten Deutschland an ihre Schule denkt und ich habe mich auch gefreut, mein Projekt dadurch auch finanziell unterstützen zu können.
Vor einigen Wochen habe ich auch meinen zweiten runden Geburtstag gefeiert. An diesem Tag habe ich für meine Gastfamilie Linsen und Spätzle gekocht, was ihnen sehr geschmeckt hat und mir nach 9 Monaten Entzug von schwäbischem Essen natürlich auch. Nachmittags hatte ich Besuch von Freunden und abends waren wir gemeinsam in meinem Lieblingsrestaurant essen. Der Tag war anders wie alle vorherigen Geburtstage, aber trotzdem sehr schön. Da man nur einmal im Leben in Togo 20 wird habe ich gemeinsam mit Hannah, einer anderen Freiwilligen und inzwischen sehr guten Freundin, beschlossen eine große Party mit allen unseren Freunden aus Togo zu feiern. Der Abend war ein voller Erfolg!
Am Pfingstmontag fuhr ich zusammen mit meiner Gastoma, meinem Gestbruder und drei Reisebusse voller Frauen aus der Kirchengemeinde nach Tsevié, einer kleinen Stadt ca 1h nördlich von Lomé. Dort besuchten wir den Gottesdienst und veranstalteten anschließen ein großes Picknick mit Unmengen an Essen und Trinken, Vorführungen, Fußballturnier und viel Singen und Tanzen. Der Tag war so schön und energiegeladen, dass ich es gar nicht richtig in Worte fassen kann.


Dieses Foto ist vom Mont Kloto, dem zweithöchsten Berg Togos geschossen. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man den Mont Agou, den höchsten Berg Togos. In der Talsenke erkennt man die Stadt Kpalimé, welche neben Lomé schon ein zweites Zuhause geworden ist. Entstanden ist das Foto nach einer Geburtstagsparty auf dem Mont Kloto, als wir uns morgens um halb 6 aus den Decken geschält hatten, um den Sonnenaufgang zu sehen. Er war richtig schön und die Landschaft verzaubert mich auch jedes mal aufs Neue.

Das wars jetzt erst mal von mir, morgen werde ich zu einer 4wöchigen Reise durch Togos Nachbarländer Burkina Faso und Benin aufbrechen, danach habe ich noch ca 2 Wochen in Lomé und dann heißt es auch schon Abschied nehmen! Ich will noch gar nicht daran denken und kann mir momentan nicht vorstellen, mein geliebtes Togo in nur 6 Wochen zu verlassen!
Von meiner Reise werde ich wie immer natürlich auch berichten, denn sie fing schon mal gut an. Heute Morgen bin ich an die Station gefahren um mir schon mal ein Ticket zu kaufen. Der Bus dieser Station kommt aber um 22h in Burkinas Hauptstadt an und ich erklärte dem Angestellten dass ich lieber im Hellen ankommen würde und dieser marschierte einfach mit mir los zu einem anderen Busunternehmen, seiner Konkurrenz (!!), dessen Busse Mittags ankommen und half mir sogar noch das Ticket zu kaufen. Diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Leute hier finde ich immer wieder beeindruckend, vor allem mit welcher Selbstverständlichkeit sie an den Tag gelegt wird!

Ganz liebe Grüße und bis bald,
eure Verena




Samstag, 18. April 2015

Der Norden Togos


In diesem Blogeintrag möchte ich euch von meiner Reise in den Norden Togos in den Osterferien berichten.

Der Norden ist ganz anders wie der Süden und es war sehr interessant mal eine andere Seite von Togo kennen zu lernen. Im Norden war es viel heißer, die Luft war sehr trocken und staubig und auch die Vegetation ist deutlich spärlicher. Im Norden sind die meisten Togolesen Muslime und generell sind die Menschen dort viel ärmer wie im Süden. Die Städte sind kleiner, es gibt weniger Arbeitsplätze und die Böden sind nicht so fruchtbar wie im Süden, weshalb es auch wenig kommerzielle Landwirtschaft gibt, sondern die Leute meistens nur für ihren Eigenbedarf anbauen. Trotz alledem habe ich sehr viele nette Menschen getroffen und durch diese neue Entdeckung Togo das Land noch ein Stück mehr in mein Herz geschlossen.




Unsere Reise begannen wir in Dapaong, der nördlichsten Stadt Togos. Dort besichtigten wir die Grotten von Nok. Das sind kleine Häuser und Höhlen, eng an den schützenden Fels gebaut. Im 18. und 19. Jahrhundert wohnte das Volk aus der umliegenden Region dort und schützte sich so vor Feinden und Angreifern im Krieg.





Oberhalb der Grotten gibt es ein großes Felsplateau von dem man eine großartige Aussicht über die Savanne hatte. Außer ein paar kleinen Dörfern und vereinzelten Bäumen gibt es dort nichts, Platz genug also für wilde Tiere, welche aber schon vor langer Zeit vertrieben und ausgerottet wurden.






Anschließend stärkten wir uns mit einer großen Portion Fufu, dem togolesischen Nationalgericht. Hierfür werden Yams- oder Maniokwurzeln gekocht und zu einem zähen Brei gestampft, der eine entfernte Ähnlichkeit mit Kartoffelbrei hat. Vom Fufukloß reißt man sich dann immer kleine Stücke ab, tunkt sie in die Soße und ab in den Mund damit. Gegessen wird das ganze natürlich mit der Hand, so schmeckts fast doppelt so gut!











Am nächsten Tag besichtigten wir die Peinture rupestres de Namoudjoga, die Felsmalereien. Diese waren aber eher enttäuschend, denn sie waren ziemlich klein und der Guide konnte uns weder sagen wer die Zeichnungen angebracht hat, noch welche Bedeutung sie haben.



Immerhin hatte man von dort einen tollen Ausblick über die togolesische Savanne!


Am Nachmittag fuhren wir weiter nach Mango, denn dort gibt es einen See in dem eine Herde von Nilpferden wohnt. Wir konnten die Hippos vom Ufer aus beobachten und wurden fast ein bisschen neidisch auf die Dickhäuter. Die haben ein Leben, den ganzen Tag im Wasser planschen, sich die Sonne auf den Rücken scheinen lassen, so viel Fressen wie sie wollen und keinen stört's wenn sie dick sind! Leider sind die Hippos an diesem Nachmittag nicht aus dem Wasser gekommen, und wir konnten sie deshalb nicht in ihrer vollen Größe bewundern. Dafür ist dann relativ nah an uns ein Krokodil vorbei geschwommen.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort nach Kanté, denn dort wollten wir die Tamberma besichtigen. Diese Häuser zählen zum UNESCO Weltkulturerbe und sind einmalig in Togo. Sie wurden von einem Volk gebaut, dass von Burkina Faso in den Norden Togos auswanderte und es gibt ungefähr 36 Dörfer in welchen diese Bauten zu finden sind. Jeder Mann baut nach seiner Hochzeit ein solches Tamberma-Haus und braucht dafür ca. einen Monat. Er benutzt dafür nur Erde, Wasser und seine Hände. Die Häuser sind aber hart wie Beton und teilweise schon 120 Jahre alt. Sie sind immer nach dem gleichen Prinzip gebaut und haben 5 Etagen. Bei einem Angriff kann sich die Familie ins Innere zurück ziehen und sich so vor Angreifern schützten. Die Bauten stammen wohl aus einer Zeit, in der die Ethnien im Norden noch verfeindet waren und Kriege führten, heute haben die Dorfbewohner außer ein paar Touristen nichts zu fürchten. Denn das Tamberma-Haus, welches wir besichtigt haben, ist aktuell noch bewohnt und wir sind quasi einfach durch das Wohnzimmer der Bewohner gelatscht. Auf meine Nachfrage hin versicherte der Guide mir aber, dass er mit allen Besuchern dieses Haus besichtigt und die Familie das nicht stört, ganz im Gegenteil, sie würden sich freuen wenn jemand ihr Zuhause besucht.
Im Anschluss besichtigten wir noch das Maison de  Baobab. Der Baobab ist auch unter dem Name Affenbrotbaum bekannt. Charakteristisch für ihn ist seine Erscheinung, denn er sieht aus wie ein falsch herum in die Erde gesteckter Baum, weil seine Äste erinnern an ein wildes Wurzelwerk. Dieser Baobab war aber besonders, denn er ist innen drin hohl, und zwar nicht durch Verrottung des Baumes, sondern er ist ganz natürlich so gewachsen. In seinem Inneren könnten 10 Erwachsene eng nebeneinander stehen. Doch die Evolution beschloss irgendwann die Baobabs nicht mehr mit Hohlraum wachsen zu lassen und deshalb sind Bäume dieser Art heute etwas ganz Seltenes. Das Volk der Tamberma wohnte übrigens erst in den Baobabs, bevor es begann seine Häuser zu bauen.






Als nächstes besuchten wir das Centre Artisanal de Codhani in Niamtougou. Hier finden körperlich behinderte Menschen eine Arbeitsstelle und stellen Kunstgegenstände her, die in der dazugehörigen Boutique verkauft werden. Darunter findet man Batikstoffe, daraus geschneiderte Kleidungsstücke, Schmuck, Zeichnungen und einiges mehr. Leider waren wir in der Mittagspause da und fuhren nach einem kurzen Einblick in Werkstatt und Laden schon weiter zu unserer nächsten Station Kara.

Kara zählt als zweite Hauptstadt Togos, unter anderem weil der amtierende Präsident von dort kommt und deshalb in Kara einen zweiten Kongresspalast hat erbauen lassen, der in seiner Protzigkeit kaum zu überbieten ist und die einfachen Häuser der Anwohner Karas wie schäbige Hütte erscheinen lässt. Wir beschränkten uns darauf dem Palast einen Blick vom Taxi aus zu zuwerfen und stürzten uns lieber ins Marktgetümmel. Im Norden gibt es ganz andere Pagne wie im Süden und deshalb mussten wir einfach zuschlagen. Shoppen auf togolesisch!



Am folgenden Tag besuchten wir den Park de Sarakawa. Das ist das persönliche Jagdrevier des Präsidenten und auch in dessen Privatbesitz. Trotzdem öffnet der Park seine Türen für Touristen und man kann dort Safari-Touren machen. Das war meine erste Safari und auch ein Highlight der Reise! Wir sahen Zebras...

...Antilopen...


 .... Büffel, Gnus, und noch weitere Antilopenarten, dessen Namen ich auf Deutsch leider nicht weiß.
Der Guide fuhr mit dem Jeep die Wasserlöcher und Herdenplätze ab und so konnten wir innerhalb einer Stunde alle Tiere sehen, die der Park zu bieten hat.







Glückliche Gesichter nach einer gelungen Safari! Franzi war meine Reisebegleitung und ist mittlerweile schon eine sehr gute Freundin für mich geworden, obwohl wir uns gerade mal 7 Monate kennen.


Nach einem leckeren Mittagessen in einem deutschen Restaurant in Kara (für mich gabs Bratkartoffeln mit Champignonsoße) fuhren wir weiter zu unserer letzten Station Sokode. Dort besichtigten wir das Centre National de Tissage - Centais. Dort weben die Frauen Stoffe, aus denen die traditionelle Kleidung im Norden hergestellt wird.







Anschließend besuchten wir noch den Markt von Sokode. Der Markt ist in einem großen Gebäude untergebracht, weshalb es zwischen den Ständen etwas düster war. Aber ist auch praktisch wenn alles so dicht beieinander ist, denn so ist der Einkauf schneller erledigt.







Gewohnt haben wir in Sokode bei einer befreundeten Freiwilligen. Sie arbeitet in einem Waisenheim, in dem Kinder zwischen 2 Monaten und 4 Jahren untergebracht werden. Am letzten Nachmittag unserer Reise besuchten wir sie noch im Projekt und waren erstaunt, wie schön dieses Heim angelegt ist und in welch liebevoller Umgebung die Kleinen aufwachsen dürfen. Wir haben mit den Kindern gespielt und eine Folge Heidi auf französisch angeschaut, da wurde ich fast ein bisschen sentimental...

Am nächsten Tag stiegen Franzi und ich früh morgens in den Bus und waren nach angenehmen 6 Stunden Fahrt wieder zurück in Lomé. Die Busfahrt am Anfang unsere Reise nach Dapaong dauert 12 Stunden! So hatten wir uns innerhalb einer Woche vom hohen Norden Togos bis in die Mitte vorgearbeitet. Da Togo ein relativ kleines Land ist, kann ich nun von mir behaupten, beinahe alles in diesem schönen Land gesehen zu haben!


Die Osterfeiertage waren mit Osterfeuer und Ostermesse ähnlich aufgebaut wie in Deutschland, aber trotzdem ganz anders wie gewohnt, aber deshalb nicht weniger schön! Am 7. April hätte dann eigentlich die Schule wieder losgehen sollen, weil aber am 25. April Präsidentschaftswahlen sind und gerade der Wahlkampf läuft, hat der amtierende Präsident einfach beschlossen, den Schulbeginn auf den 4. Mai zu legen und deshalb habe ich nun einen Monat länger Ferien wie gedacht. Die Tatsache, dass ich diesen Blogeintrag mit 2 Wochen Verspätung schreibe, beweißt ja dass ich mich wohl nicht langweile, sondern die freie Zeit ausnutzte.

Ich habe gehört in Deutschland wird es Frühling? Dann ist die Sonne, die ich aus Togo geschickt habe, wohl endlich mal angekommen! Macht's gut und sonnige Grüße, eure Verena