Montag, 9. März 2015

In Ghana „Charley“ means fried!

Charley: vertrauter Ausdruck für "Freund", etwa im Sinne von "Kumpel"
Der Satz ist außerdem Werbespruch der ghnanischen Biermarke "Star"

Die ghanaische Nationalflagge
In diesem Blogeintrag möchte ich gerne von meiner zweiten Ghana-Reise berichten. Meine zwei Wochen Aufenthalt im Nachbarland bestanden aus einer Woche Zwischenseminar und einer Woche reisen.
Am 14.02. machten Maren und ich uns auf zur Grenze. Nach 10minüter Taxifahrt waren wir auch schon da, denn Lomé ist eine der wenigen Hauptstädte weltweit, die direkt an der Landesgrenze liegt. Wie erwartet gab es wieder einige Diskussionen bezüglich des Visa, aber schlussendlich sind wir doch rüber gekommen. Auf der anderen Seite nahmen wir uns ein Trotro nach Accra und von dort dann einen schicken klimatisierten Reisebus nach Kumasi. Als wir dort am Abend ankamen, war es leider schon dunkel, aber trotzdem haben wir unsere Unterkunft sicher erreicht. Im Laufe des nächsten Vormittags trudelten noch einige weitere Freiwillige ein und mit einem gemeinsamen Mittagessen begangen wir dann das Seminar. Das weltwärts-Programm, welches mir diesen Freiwilligendienst ermöglicht, schreibt verschiedene Seminare vor. So hatte ich beispielsweise vor meiner Ausreise im Juli ein 10tägiges Vorbereitungsseminar und im Oktober steht auch das Rückkehrerseminar an. Auch ein Zwischenseminar, ungefähr in der Mitte des Auslandsjahres, ist vorgeschrieben. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, gab es reichlich Redebedarf wenn 20 Freiwillige aus vier verschiedenen westafrikanischen Ländern zusammentreffen. Es tat gut sich auszutauschen, zu erzählen, zuzuhören, zu sehen dass andere mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, Lösungen zu finden, Tipps zu geben, nette Kontakte zu knüpfen und viel Spaß zu haben. 
Die Seminargruppe
Höhepunkt des Seminars war ein Ausflug zum Lake Bosumtwe, der ca. eine Autostunde Fahrt von Kumasi entfernt liegt. Der See und die umliegende Landschaft sind einfach wunderschön und zudem ist es einer der wenigen Seen in Ghana, in denen man Baden kann. Der See, auch „Crater Lake“ genannt, entstand durch eine  Meteoriteneinschlag, lange wurde auch geglaubt es sei ein Vulkansee. Die Entstehung des Sees gibt weitere Rätsel auf, denn er hat keine Zuflüsse und die Wasseroberfläche steigt trotzdem kontinuierlich an. Das lässt natürlich Spielraum für Mythen. Die Anwohner erzählen die Gesichte so: Ein Jäger schoss einmal ein Reh an und lies es dann verbluten. Das Reh aber blutete und blutete weiter, bis eine große Pfütze entstand, die schließlich zu einem See wurde. Auch heute blutet das Reh noch weiter, das auf dem Grund des Sees liegt und deshalb den Wasserspiegel weiter ansteigen lässt. Die Anwohner ehren den See als heilig, und fahren nur mit kleinen Flossen darauf und paddeln mit den Händen. Touristen hingegen können ihn auch mit Tretbooten befahren…
Einfach traumhaft am Lake Bosumtwe!
Am Sonntag, denn 22.02. endete das Seminar schon wieder. Die Zeit ging viel zu schnell rum, aber ich habe tolle Begegnungen gemacht und viele nette Menschen kennengelernt. Mit einigen habe ich mich so gut verstanden, dass wir beschlossen in der Woche nach dem Seminar gemeinsam zu reisen. Unsere Reise sollte am Montag beginnen und deshalb nutzen wir den freien Sonntagnachmittag und fuhren auf den Kejetia Market von Kumasi, der anscheinend größte Markt Westafrikas und er war wirklich riesig! Deshalb fiel es mir auch nicht schwer, mal wieder ein paar schöne Stoffe zu kaufen.

Am Montagmorgen traf sich unsere Reisegruppe an der großen Station in Kumasi. Dazu gehörten Johanna, Eike und Julian aus Kumasi, Matthis aus dem Norden Ghanas, Franzi aus Nigeria, Lisa aus Burkina Faso und ich. Wir kauften uns Tickets für ein Trotro und fuhren ca 120 km nach Norden in die Brong-Ahafo Region. Dort stiegen wir in Techiman ab. Nach einem kurzen Chill-out im Hotel machten wir uns auf zu unserem ersten Ausflug. Wir fuhren nach Buoyem, ein kleines Dorf in der Nähe von Techiman.



In Buoyem bestiegen wir erst einen riesigen Felsbrocken, von dem man eine großartige Aussicht genießen konnte

Anschließend wanderten durch Maniokplantagen wir zu einem kleinen Wasserfall und dann weiter zu einer Höhle. Von dort hatten wir einen guten Ausblick auf den Talkessel und verstanden auch die Bedeutung des Names Bouyem, nämlich "Stone Stomack".



Am Dienstag fuhren wir in das kleine Dorf Nsuta. Hier sollte laut unserem Reiseführer Stoff aus Baumrinde hergestellt werden. Nachdem wir uns durchgefragt hatten und einigen hilfsbereiten Menschen begegnet waren, kamen wir auch beim Master an. Dieser ging extra mit uns in den Wald, schnitt von einem bestimmten Baum ein Stück Rinde ab und zeigte uns dann im Dorf, wie die Rinde bearbeitet wird. Erst wird die äußere harte Schicht abgezogen und die weiche Schicht dann mit einem Holzhammer platt geklopft.

Man kann sich auch diesem Stoff nicht gerade ein T-Shirt nähen, aber für eine Matte reicht es allemal.
Wir haben uns auch alle ein kleines Stück Baum-Stoff als Erinnerung mitgenommen.
Es war schön, mal zu keiner Touri-Attraktion zu fahren, an der alles schon aufbereitet ist, sondern sich erst mal durchzufragen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, und ihre Freude zu sehen, wenn man echtes Interesse an ihrer Arbeit zeigt!
Den restlichen Tag verbrachten wir auf dem Markt in Techiman, der anscheinend der größte Wochenmarkt Ghanas sein soll. Groß war er wirklich und so konnten wir uns dort einige Stunden aufhalten und diverse Einkäufe tätigen.
Eine kleine Anekdote zwischendrin: Als wir vom Markt zurück kamen, wollte ich mich kurz hinlegen und stellte die Klimaanlage auf 27 °C. Promt bekam ich eine Gänsehaut und musste mich zudecken! Ich erfriere, wenn ich zurück nach Deutschland komme!!

Am Mittwoch Vormittag fuhren wir nach Tanoboase, um dort Felsformationen zu besichtigen. Unser Guide erklärte uns einige interessante Dinge. So führen die Ashanti, die in dieser Region angesiedelte Ethnie, zwischen den Felsen noch regelmäßig traditionelle Versammlungen und Feste aus. Früher wurde sogar während Kriegszeiten der König der Ashanti zwischen den Felsen versteckt. Highlight des Vormittags war aber das Klettern von Fels zu Fels, bei dem wir alle wieder zu Kindern wurden und immer noch höhere und ausgefallenere Felsen entdeckten, die wir besteigen wollten


Es machte einfach riesigen Spaß zwischen den Felsen hin und her zu klettern, wobei natürlich auch einige Fotos entstanden sind. Am besten gefällt mir das hier rechts. Wir sieben auf diesem freistehenden Felsen und hinter uns erstreckt sich die Weite der Ashanti-Region.


Mittags fuhren wir weiter nach Kintampo. Dort bezogen wir unser Guesthouse und fuhren anschließend weiter zu den Kintampo Waterfalls, dafür quetschten wir uns zu siebt plus Taxifahrer in die ghanaischen Minitaxis. Wozu viel Geld in Taxifahrten zu stecken, wenn es doch in einem leckeren Abendessen viel besser investiert ist, lautete die Devise. An den Waterfalls konnten wir uns endlich abkühlen, nach Herzenslust Duschen und Planschen, über die algigen Felsen rutschen und uns in der Sonne wieder aufwärmen. Dazu noch ein leckeres Picknick mit frischem Obst vom Markt - ein perfekter Urlaubstag!
Auf der Rückfahrt kamen wir dann übrigens in eine Polizeikontrolle. Nach einer Standpauke des Polizisten ("You are overloaded") und 5 Cedi Schmiergeld (ca 1,25 €) durften wir alle wieder einsteigen und weiterfahren. Da fragt man sich doch, was die Polizeikontrolle jetzt gebracht hat, abgesehen davon dass der Polizist sich ein kleines Trinkgeld dazu verdient hat. Aber uns solls Recht sein, das Abendessen war lecker, auch wenn wir 2 Stunden darauf warten mussten.


Da wir am Mittwoch noch nicht genug von Wasserfällen hatten, fuhren wir am Donnerstag zu den Fuller Waterfalls. Die hatten wir ganz für uns alleine und nutzen den Tag zum Entspannen, Sonnen und natürlich Planschen. Es ist einfach so praktisch, wenn man zu lange in der Sonne gelegen hat, dann stellt man sich kurz unter die natürliche Dusche und -zack- ist man wieder erfrischt!

Der Freitag war schon unser letzter Urlaubstag und wir fuhren vormittags weiter nach Buabeng-Fiema. Das ist ein Waldgebiet, in dem zwei Dörfer liegen (Buabeng und Fiema). Dort wurde ein Monkey Sanctury eingerichtet. Denn seit über 160 Jahren gelten die Affen als heilig für die Dorfbewohner, weshalb sie niemals gejagt oder bedroht wurden. Aus diesem Grund haben die Affen keine Angst vor Menschen und sind sehr zutraulich. Morgens und Abends kommen sie in die beiden Dörfer und schauen, ob es nicht ein paar Bananen für sie gibt.
Unser Guesthouse in Buabeng war eher rustikal und unser Duschwasser mussten wir auch erst aus dem Brunnen pumpen, aber das fanden wir gar nicht schlimm. Wir haben sogar einen Pump-Service angefangen und für alle Dorfbewohner Wasser gepumpt, was auf ihrer Seite zu einer amüsierten Stimmung sorgte, bei uns für Muskelkater in der Armen... Nachdem wir uns also den Tag gemeinnützig vertrieben hatten machten wir uns Nachmittag gemeinsam mit einem Guide auf in den Wald. Der Pfad führte an riesigen Bäumen vorbei, unter anderem Mahagoni, und auch an verschiedenen Ficus-Bäumen, die an einem anderen Baum empor klettern und ihn schließlich erdrücken, wenn ihre Blätter die Sonnenstrahlen erreichen. Der innere Baum stirbt ab, wird morsch und zerfällt, der Ficus hingegen lebt weiter und kann gut zum klettern genutzt werden (Bild links).
Ziemlich bald trafen wir dann auch auf einige Affenfamilien, die Touristen auch gerne aus der Hand fressen (Bild rechts). Obwohl sie die Banane gerne wegreißen würden, beißen sie nur sehr vorsichtig ab und ich brauchte nicht um meine Finger zu fürchten. 



Einer der Meerkatzen-Affen verspeist gemütlich seinen Banane.
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir bei mittelmäßigem Essen, ghanaischem Bier und einigen sehr witzigen Runden von "Wer bin ich?". Am Samstag Morgen fuhren wir zurück nach Kumasi, wo es Abschied nehmen hieß. Zum Glück konnte ich gemeinsam mit Franzi und Lisa nach Accra fahren, wo wir noch einmal übernachteten und auch noch ein paar sehr abenteuerliche Stunden verbrachten. Am Sonntag passierte ich dann um die Mittagszeit die Grenze zu Togo und war ehrlich froh, wieder "zu Hause" zu sein. Schon die togolesischen Grenzbeamten waren viel netter als die ghanaischen und begrüßten mich mit einem freundlichen "Bon Arivée!". Meine Gastfamilie war total aus dem Häuschen als ich wieder da war und auch die Freude im Lehrerzimmer war groß, als ich am Montag Morgen ankam und bekam erst mal Begrüßungsküsschen rechts und links. Es war ein schönes Gefühl, zu wissen dass man so willkommen ist! Lomé ist in den letzten sechs Monaten wirklich ein Stück Heimat für mich geworden und nun auch ein Teil von mir. Durch die Ghana-Reise und vor allem das viele Reflektieren auf dem Seminar, ist mir bewusst geworden, wie gerne ich hier bin und was für ein Glück ich habe. Wenn ich daran denke, dass nun schon über die Hälfte meines Jahres vorbei ist und ich mich in wenigen Monaten verabschieden muss -vielleicht für immer- bekomme ich schon einen dicken Klos im Hals.
Aber es zählt der Moment und das Hier und Jetzt. Gerade geht es mir wirklich sehr gut und ich verspüre ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit und Freude, dieses Jahr in Togo verbringen zu dürfen, all diese Erfahrungen zu machen, all diese interessanten Begegnungen zu machen, all diese netten Menschen zu treffen. Symbolisch für dieses Hochgefühl steht mein Luftsprung:

P.S.: Freut euch nicht zu früh, nach Deutschland komme ich auf jeden Fall zurück! Maultaschen und Kartoffelsalat liebe ich dann doch zu sehr, um es gegen 365 Tage Sommer im Jahr eintauschen zu wollen!



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