Donnerstag, 26. März 2015

10 Dinge meines Alltags...

... die inzwischen zur Normalität geworden sind.

Dieser Blogeintrag soll all die kleinen Dinge vorstellen, die für mich schon ganz selbstverständlich und alltäglich geworden sind, so normal dass ich nicht mehr auf die Idee komme, sie in meinen anderen Blogeinträgen zu erwähnen. All diese Dinge waren für mich bei meiner Ankunft im September  auch fremd bis verwunderlich, aber ich habe gelernt, wenn man will, kann man sich an so ziemlich alles gewöhnen!

Einfach Ecke abreißen und Trinken
1.       Sachet d’eau: Ja hier fängt es schon an, wie übersetzt man das ins Deutsche? Wasserbeutel? Wassersäckchen? Aus diesen Dingern trinken wir zumindest jeden Tag unser Wasser hier. Immer mit 0,5 l gefüllt kann man so auch gut mitzählen ob mal seine 3 Liter an Tagesbedarf schon erreicht hat. Man trinkt das abgepackte Sachet-Wasser weil das Leitungs- und Brunnenwasser leider keine Trinkqualität hat, bzw. für meinen deutschen Magen-Darm-Trankt nicht sauber genug ist, manche Einheimische vertragen es aber gut.

2.       Das liebe Geld: In Togo bezahlt man mit dem westafrikanischen CFA. Der Kurs beträgt 656 CFA zu 1€ und schwankt nie, denn der CFA ist an den Euro gekoppelt. Der größte Schein ist ein 10.000er, umgerechnet 16€. Den komme ich jedes Mal am Bankautomaten ausgespuckt, leider kann ich damit fast nirgends bezahlen, denn meistens fehlt es an ausreichendem Wechselgeld. Ein weiteres Problem ist das Kleingeld, davon gibt es einfach zu wenig. Niemand will seins hergeben, weder zum Bezahlen noch zum Rausgeben. Die Münzen sind teilweise schon 40 Jahre alt, bei manchen Scheinen könnte man das auch vermuten, so dreckig und verknittert wie die sind.



Nicht legal, aber solange keine Polizei in der Nähe ist vollkommen
üblich - Lena, Lina und Hannah teilen sich ein Moto
3.       Öffentliche Verkehrsmittel  „In Deutschland gibt es Züge die unter der Erde fahren?? Mach keine Witze!“ Will man Togo von A nach B kommen, nimmt man sich je nach Länge der Strecke entweder ein Moto-Taxi, Auto-Taxi oder ein Trotro. Die Motos wählt man für kürzere Strecken aus. So kann ich beispielsweise für  300 CFA (ca. 50 Cent) auf den 10 Minuten entfernten Grand Marché fahren. Für etwas längere Fahrten kann man sich auch ein Auto-Taxi nehmen, vor allem wenn man in der Gruppe unterwegs ist, ist das öfters günstiger. Ist man allein unterwegs, kann man sich auch ein Gemeinschaftstaxi nehmen, das man sich mit anderen Leuten teilt und jeder ein und aussteigen kann, wann er möchte. Solche Gemeinschaftstaxis pendeln auch oft auf bestimmten Strecken, also fast wie ein Linienbus. Beim Taxi fahren gilt übrigens immer: zwei auf dem Beifahrersitz, vier auf der Rückbank, Kinder immer auf den Schoß und wenn’s mal hart auf hart kommt muss noch einer in den Kofferraum oder der Fahrersitz wird auch noch geteilt. Vielleicht ist das eine Erklärung für Togos schlechte Unfallstatistik. Für längere Strecken, vor allem zwischen den Städten, nimmt man sich ein Trotro. Das sind Kleinbusse, die an bestimmten Stationen abfahren. Und Abgefahren wird erst, wenn das Trotro bis auf den letzten Sitz besetzt ist. Und hier wird auch gequetscht, vier Personen passen doch gut in die Dreier-Reihe. Auf dem Schoß, im Kofferraum oder auf dem Dach befinden sich dann noch sämtliche Gepäckstücke, diverse Erntewaren, Hühner, Ziegen oder was eben sonst so transportiert werden muss. Nicht selten ist es im Trotro so eng, dass man sich nicht sicher sein kann, ob der Schweißtropfen der einem gerade am Arm entlang rinnt sein eigener ist oder vom Nebensitzer kommt. Nichtsdestotrotz finde ich Trotros eine klasse Erfindung! Sie fahren immer, sie fahren überall hin, sie sind günstig, sie sind gesellig, sie haben keine festen Abfahrtszeiten und man kann deshalb nie den Bus verpassen J

4.       Zeitverständnis: Eile ist hier ein Fremdwort, denn wenn die Leute hier eines reichlich haben, dann ist es Zeit. Man erledigt alles in Ruhe, hat immer Zeit für einen Plausch und das tägliche Reposer (Ausruhen) ist heilig und die optimale Entschuldigung für alles. Durch dieses lockere Zeitverständnis entsteht öfters mal Leerlauf, im deutschen Sprachgebrauch auch als lästiges Warten bezeichnet. Dabei kann man diese Zeit doch so gut nutzen, man ruht sich ein bisschen aus, führt ein paar nette Gespräche, kauft sich was zum Snacken und schon ist die Zeit um. Wenn ich mal wo eine Stunde warten muss, finde ich das gar nicht mehr schlimm, im Nachhinein kommt es mir dann wie 10 Minuten vor.

Die erste in Togo erbaute christliche Kirche steht in Togoville.
5.       Religionen: Glaubenskriege? Unterdrückung von Minderheiten? Ausgrenzung von Andersgläubigen? Nicht in Togo! Ich habe noch nie erlebt, dass so viele Religionen so friedlich zusammenleben. Mit meiner Gastfamilie besuche ich einen katholischen Gottesdienst, bei meinem Mittagschlaf werde ich regelmäßig vom Muezzin geweckt und auf dem Markt kaufe ich mir Voodoo-Schmuck. Christentum, Islam und Animismus (Naturreligionen) sind die drei größten Glaubensrichtungen in Togo. Nicht selten kommt es vor, dass die Menschen neben dem christlichen oder muslimischen Glauben auch auf Schwarze Magie vertrauen. Ein unerwarteter Regenguss während der Trockenzeit? Da muss der Rainmaker dahinter stecken. Einer Schülerin wurde einmal Geld gestohlen, darauf hin sprach der Lehrer einen Fluch auf den vermeintlichen Dieb aus und wenige Tage später bekam das Mädchen sein Geld zurück. Übersinnliches steht in keinerlei Wiederspruch zu Bibel oder Koran und kann einige unglaubliche Phänomene erklären. Überhaupt ist Glaube hier ein sehr präsentes Thema und wird vier offener ausgelebt als in Deutschland. Ein sehr hoher gesellschaftlicher Wert hier ist Respekt. Jeder wird akzeptiert wie er ist und darf so bleiben. Hier wird niemand schräg angeschaut, es wird nicht hinter dem Rücken getuschelt oder sich ein vorschnelles Urteil gebildet. Man respektiert seinen Gegenüber einfach. Ein gesellschaftlicher Wert, den ich in Deutschland sicher vermissen werde!

6.       Namen: Aus einer alten Tradition werden Kinder nach dem Wochentag benannt, an dem sie geboren sind. Für jeden Tag gibt es einen bestimmten Mädchen- und Jungennamen. Da ich an einem Sonntag geboren bin, wäre mein Name Akossiwa. Oft haben die Kinder auch drei bis vier Vornamen. So finden sich neben typischen togolesischen Vornamen wie Kossi, Koffi, Ama und Yaovi auch viele französische Vornamen. Alte französische Vornamen wie Bienvennue (Willkommen), Dieu-donne (Gottgegeben) und Bien-nè (Gut geboren) finden auch großen gefallen sowie biblische Namen wie Rebécca, Emmanuel und Mohamed. Für meine Schüler ist es regelmäßig eine Gaudi, wenn ich Klassenarbeiten zurück gebe und mich mit ihren Namen plagen muss. Aber Ahouandjogbe, Djihoundo und Houenougnon sind für mich immer noch Zungenbrecher.

7.       Schneiderhandwerk: Von den vielen bunten Stoffen, genannt Pagne (gesprochen: Panje) habe ich bestimmt schon öfters erzählt. Auf den Märkten findet man einfach alle erdenklichen Farben und Muster. Mit seinem Pagne geht man dann zu einem Schneider, von denen es in der Stadt fast so viele wie Friseure gibt. Dem erklärt man dann was man haben möchte, am besten anhand eines Fotos oder einer Zeichnung und wenige Tage später kann man es dann abholen. Mit dem passenden Stoff, guter Erklärungsfähigkeit und einem talentiertem Schneider kann so jeder Designertraum wahr werden. Und das besten dabei: Jedes Stück ein Unikat, maßgeschneidert und günstig obendrein. Für ein Kleid zahle ich ca. vier Euro, für einen Rock drei. So kommt’s dass ich mir schon zwei Hosen, vier Röcke, drei Kleider, zwei Oberteile und eine Tasche hab machen lassen. Und es gibt noch sooo viele Pagne die von mir gekauft und in schöne Klamotten verwandelt werden  möchten.

Ich mit Tresse und Nabi mit geglätteten Haaren
8.       Ich hab die Haare schön: Jede Frau träumt von langen Haaren, auch in Togo. Für die meisten Frauen hier ist das nicht so einfach, da ihre Haare sehr lockig und widerspenstig sind. Für sie gibt es drei Möglichkeiten: die Haare glätten, eine Perücke tragen oder Tresse. Glätten kann man nur bis zu einer bestimmten Länge, Perücken sind ziemlich warm und Tresse sind auch warm und schwer dazu. Deshalb werde ich öfters um meine glatten, wenn auch gar nicht mehr so langen Haare beneidet. Die Tresse habe ich diesen Monat mal ausprobiert. Dafür werden mehrere Packungen Kunsthaar (Mesh) mit dem Echthaar verflochten. Bei mir dauerte das sechs Stunden und es waren auch sechs Stunden Schmerzen! Das Ergebnis hat sich aber sehen lassen, wenn ich der Meinung meiner Mitmenschen vertraue, die behaupteten dass ich mich nun in eine richtige Togolesin verwandelt habe. Die togolesische Frau trägt diese Haarpracht um die vier Wochen, ich hingegen war nach zwei Wochen und zwei Tagen froh, meinen Kopf von diesem Gewicht befreien zu können.

Das rosa Fan Milk Eis  <3  
9.       Essen an der Straße: Für den kleinen und großen Hunger zwischendurch lässt sich hier immer was finden. Gefühlt jede zweite Frau in Togo verkauft etwas zu Essen, entweder an einem Stand auf dem Markt, an der Straße oder ganz mobil mit der Ware auf einem Tablett oder in einer Schüssel auf dem Kopf. Sitzt man im Taxi oder Trotro und hält an einer Ampel, Zoll- oder Mautstation an, scharen sich sofort mehrere Verkäuferinnen um das Auto und preisen ihre Ware an. So kann man sich dann noch ganz bequem mit Snacks und Getränken für die Fahrt eindecken. Besonders gerne hole ich mir frisches Obst (Orangen, Mangos und Avocados), Erdnüsse, Bananenchips, frittierte Teigbällchen und zum Trinken frische gekühlte Säfte. Gerade bevorzuge ich Zitronen-, Baobab- und Hibiskussaft, die auch in Sachet verkauft werden. Zur Abkühlung darf’s dann auch mal ein Eis der Marke „Fan Milk“ sein. Meine Lieblingssorte ist Himbeer-Erdbeere (gibt’s leider nur in Ghana) und Schoko. Verkauft wird das Eis auch im Sachet.


10.   Yovo, yovo Bonsoir: Das ist der Anfang eines Kinderliedes, das jedes Kind in Togo kennt und auch sofort anfängt zu singen, sobald es eine Yovo sieht. Denn Yovo ist das Ewe-Wort für Weiße. Ich habe eine andere Hautfarbe und deshalb falle ich auf, ist ja logisch! An manchen Tagen finde ich es ziemlich nervig ständig angequatscht zu werden, ständig Heiratsanträge von fremden Männer zu bekommen und andauernd im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Meine Hautfarbe öffnet mir hier durchaus Türen, meistens wäre ich aber doch lieber schwarz. Auf dem Markt oder beim Taxi fahren bekommt man grundsätzlich einen höheren Preis gesagt, denn hier gilt das Vorurteil Weiß = reich. Viele Leute sind sehr überrascht wenn ich ihnen erkläre, dass ich einen Freiwilligendienst mache, meine Freizeit opfere und dafür noch nicht einmal Geld bekomme. Klar tut es mir nicht weh, für eine Taxifahrt mal 15 Cent mehr zu zahlen, aber ich find's trotzdem unfair. Durch meine Hartnäckigkeit und mein oft erprobtes Verhandlungstalent bezahle ich aber dann meistens doch den Local-Preis. Ich habe mich sehr gut eingelebt und Togo ist mittlerweile schon so etwas wie ein zweites Zuhause für mich geworden, doch ein Stück weit werde ich immer eine Fremde bleiben. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich durch meine Hautfarbe mal wieder benachteiligt oder ausgenutzt werde. Manchmal macht mich das sehr traurig, aber ich bin nun mal eine Togolesin und jemand aus Togo wird es andersherum in Deutschland wohl auch nicht einfach haben...

Wie ihr merkt, ist es mir mal wieder schwer gefallen mich kurz zu fassen und ich könnte noch so viel mehr erzählen, aber ein paar Geschichten und Anekdoten muss ich auch für meine Rückkehr im August aufheben, die (leider) mit jedem Tag näher rückt.

Ich wünsche euch allen jetzt schon mal frohe Ostern und schöne Feiertage! Haltet die Ohren steif und bis bald!

P.S.: Falls euch Blogeinträge wie dieser gefallen und ihr gerne mehr erfahren würdet oder es andere Sache gibt, die euch besonders interessierten, lasst es mich wissen! Denn mir gehen langsam die Themen aus und wenn ich ständig von meinen Reisen berichte kommt ihr vielleicht noch auf die Idee, dass ich nur zum Urlaub machen hier bin, wo doch meine Hauptaufgabe das Arbeiten ist!

Montag, 9. März 2015

In Ghana „Charley“ means fried!

Charley: vertrauter Ausdruck für "Freund", etwa im Sinne von "Kumpel"
Der Satz ist außerdem Werbespruch der ghnanischen Biermarke "Star"

Die ghanaische Nationalflagge
In diesem Blogeintrag möchte ich gerne von meiner zweiten Ghana-Reise berichten. Meine zwei Wochen Aufenthalt im Nachbarland bestanden aus einer Woche Zwischenseminar und einer Woche reisen.
Am 14.02. machten Maren und ich uns auf zur Grenze. Nach 10minüter Taxifahrt waren wir auch schon da, denn Lomé ist eine der wenigen Hauptstädte weltweit, die direkt an der Landesgrenze liegt. Wie erwartet gab es wieder einige Diskussionen bezüglich des Visa, aber schlussendlich sind wir doch rüber gekommen. Auf der anderen Seite nahmen wir uns ein Trotro nach Accra und von dort dann einen schicken klimatisierten Reisebus nach Kumasi. Als wir dort am Abend ankamen, war es leider schon dunkel, aber trotzdem haben wir unsere Unterkunft sicher erreicht. Im Laufe des nächsten Vormittags trudelten noch einige weitere Freiwillige ein und mit einem gemeinsamen Mittagessen begangen wir dann das Seminar. Das weltwärts-Programm, welches mir diesen Freiwilligendienst ermöglicht, schreibt verschiedene Seminare vor. So hatte ich beispielsweise vor meiner Ausreise im Juli ein 10tägiges Vorbereitungsseminar und im Oktober steht auch das Rückkehrerseminar an. Auch ein Zwischenseminar, ungefähr in der Mitte des Auslandsjahres, ist vorgeschrieben. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, gab es reichlich Redebedarf wenn 20 Freiwillige aus vier verschiedenen westafrikanischen Ländern zusammentreffen. Es tat gut sich auszutauschen, zu erzählen, zuzuhören, zu sehen dass andere mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, Lösungen zu finden, Tipps zu geben, nette Kontakte zu knüpfen und viel Spaß zu haben. 
Die Seminargruppe
Höhepunkt des Seminars war ein Ausflug zum Lake Bosumtwe, der ca. eine Autostunde Fahrt von Kumasi entfernt liegt. Der See und die umliegende Landschaft sind einfach wunderschön und zudem ist es einer der wenigen Seen in Ghana, in denen man Baden kann. Der See, auch „Crater Lake“ genannt, entstand durch eine  Meteoriteneinschlag, lange wurde auch geglaubt es sei ein Vulkansee. Die Entstehung des Sees gibt weitere Rätsel auf, denn er hat keine Zuflüsse und die Wasseroberfläche steigt trotzdem kontinuierlich an. Das lässt natürlich Spielraum für Mythen. Die Anwohner erzählen die Gesichte so: Ein Jäger schoss einmal ein Reh an und lies es dann verbluten. Das Reh aber blutete und blutete weiter, bis eine große Pfütze entstand, die schließlich zu einem See wurde. Auch heute blutet das Reh noch weiter, das auf dem Grund des Sees liegt und deshalb den Wasserspiegel weiter ansteigen lässt. Die Anwohner ehren den See als heilig, und fahren nur mit kleinen Flossen darauf und paddeln mit den Händen. Touristen hingegen können ihn auch mit Tretbooten befahren…
Einfach traumhaft am Lake Bosumtwe!
Am Sonntag, denn 22.02. endete das Seminar schon wieder. Die Zeit ging viel zu schnell rum, aber ich habe tolle Begegnungen gemacht und viele nette Menschen kennengelernt. Mit einigen habe ich mich so gut verstanden, dass wir beschlossen in der Woche nach dem Seminar gemeinsam zu reisen. Unsere Reise sollte am Montag beginnen und deshalb nutzen wir den freien Sonntagnachmittag und fuhren auf den Kejetia Market von Kumasi, der anscheinend größte Markt Westafrikas und er war wirklich riesig! Deshalb fiel es mir auch nicht schwer, mal wieder ein paar schöne Stoffe zu kaufen.

Am Montagmorgen traf sich unsere Reisegruppe an der großen Station in Kumasi. Dazu gehörten Johanna, Eike und Julian aus Kumasi, Matthis aus dem Norden Ghanas, Franzi aus Nigeria, Lisa aus Burkina Faso und ich. Wir kauften uns Tickets für ein Trotro und fuhren ca 120 km nach Norden in die Brong-Ahafo Region. Dort stiegen wir in Techiman ab. Nach einem kurzen Chill-out im Hotel machten wir uns auf zu unserem ersten Ausflug. Wir fuhren nach Buoyem, ein kleines Dorf in der Nähe von Techiman.



In Buoyem bestiegen wir erst einen riesigen Felsbrocken, von dem man eine großartige Aussicht genießen konnte

Anschließend wanderten durch Maniokplantagen wir zu einem kleinen Wasserfall und dann weiter zu einer Höhle. Von dort hatten wir einen guten Ausblick auf den Talkessel und verstanden auch die Bedeutung des Names Bouyem, nämlich "Stone Stomack".



Am Dienstag fuhren wir in das kleine Dorf Nsuta. Hier sollte laut unserem Reiseführer Stoff aus Baumrinde hergestellt werden. Nachdem wir uns durchgefragt hatten und einigen hilfsbereiten Menschen begegnet waren, kamen wir auch beim Master an. Dieser ging extra mit uns in den Wald, schnitt von einem bestimmten Baum ein Stück Rinde ab und zeigte uns dann im Dorf, wie die Rinde bearbeitet wird. Erst wird die äußere harte Schicht abgezogen und die weiche Schicht dann mit einem Holzhammer platt geklopft.

Man kann sich auch diesem Stoff nicht gerade ein T-Shirt nähen, aber für eine Matte reicht es allemal.
Wir haben uns auch alle ein kleines Stück Baum-Stoff als Erinnerung mitgenommen.
Es war schön, mal zu keiner Touri-Attraktion zu fahren, an der alles schon aufbereitet ist, sondern sich erst mal durchzufragen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, und ihre Freude zu sehen, wenn man echtes Interesse an ihrer Arbeit zeigt!
Den restlichen Tag verbrachten wir auf dem Markt in Techiman, der anscheinend der größte Wochenmarkt Ghanas sein soll. Groß war er wirklich und so konnten wir uns dort einige Stunden aufhalten und diverse Einkäufe tätigen.
Eine kleine Anekdote zwischendrin: Als wir vom Markt zurück kamen, wollte ich mich kurz hinlegen und stellte die Klimaanlage auf 27 °C. Promt bekam ich eine Gänsehaut und musste mich zudecken! Ich erfriere, wenn ich zurück nach Deutschland komme!!

Am Mittwoch Vormittag fuhren wir nach Tanoboase, um dort Felsformationen zu besichtigen. Unser Guide erklärte uns einige interessante Dinge. So führen die Ashanti, die in dieser Region angesiedelte Ethnie, zwischen den Felsen noch regelmäßig traditionelle Versammlungen und Feste aus. Früher wurde sogar während Kriegszeiten der König der Ashanti zwischen den Felsen versteckt. Highlight des Vormittags war aber das Klettern von Fels zu Fels, bei dem wir alle wieder zu Kindern wurden und immer noch höhere und ausgefallenere Felsen entdeckten, die wir besteigen wollten


Es machte einfach riesigen Spaß zwischen den Felsen hin und her zu klettern, wobei natürlich auch einige Fotos entstanden sind. Am besten gefällt mir das hier rechts. Wir sieben auf diesem freistehenden Felsen und hinter uns erstreckt sich die Weite der Ashanti-Region.


Mittags fuhren wir weiter nach Kintampo. Dort bezogen wir unser Guesthouse und fuhren anschließend weiter zu den Kintampo Waterfalls, dafür quetschten wir uns zu siebt plus Taxifahrer in die ghanaischen Minitaxis. Wozu viel Geld in Taxifahrten zu stecken, wenn es doch in einem leckeren Abendessen viel besser investiert ist, lautete die Devise. An den Waterfalls konnten wir uns endlich abkühlen, nach Herzenslust Duschen und Planschen, über die algigen Felsen rutschen und uns in der Sonne wieder aufwärmen. Dazu noch ein leckeres Picknick mit frischem Obst vom Markt - ein perfekter Urlaubstag!
Auf der Rückfahrt kamen wir dann übrigens in eine Polizeikontrolle. Nach einer Standpauke des Polizisten ("You are overloaded") und 5 Cedi Schmiergeld (ca 1,25 €) durften wir alle wieder einsteigen und weiterfahren. Da fragt man sich doch, was die Polizeikontrolle jetzt gebracht hat, abgesehen davon dass der Polizist sich ein kleines Trinkgeld dazu verdient hat. Aber uns solls Recht sein, das Abendessen war lecker, auch wenn wir 2 Stunden darauf warten mussten.


Da wir am Mittwoch noch nicht genug von Wasserfällen hatten, fuhren wir am Donnerstag zu den Fuller Waterfalls. Die hatten wir ganz für uns alleine und nutzen den Tag zum Entspannen, Sonnen und natürlich Planschen. Es ist einfach so praktisch, wenn man zu lange in der Sonne gelegen hat, dann stellt man sich kurz unter die natürliche Dusche und -zack- ist man wieder erfrischt!

Der Freitag war schon unser letzter Urlaubstag und wir fuhren vormittags weiter nach Buabeng-Fiema. Das ist ein Waldgebiet, in dem zwei Dörfer liegen (Buabeng und Fiema). Dort wurde ein Monkey Sanctury eingerichtet. Denn seit über 160 Jahren gelten die Affen als heilig für die Dorfbewohner, weshalb sie niemals gejagt oder bedroht wurden. Aus diesem Grund haben die Affen keine Angst vor Menschen und sind sehr zutraulich. Morgens und Abends kommen sie in die beiden Dörfer und schauen, ob es nicht ein paar Bananen für sie gibt.
Unser Guesthouse in Buabeng war eher rustikal und unser Duschwasser mussten wir auch erst aus dem Brunnen pumpen, aber das fanden wir gar nicht schlimm. Wir haben sogar einen Pump-Service angefangen und für alle Dorfbewohner Wasser gepumpt, was auf ihrer Seite zu einer amüsierten Stimmung sorgte, bei uns für Muskelkater in der Armen... Nachdem wir uns also den Tag gemeinnützig vertrieben hatten machten wir uns Nachmittag gemeinsam mit einem Guide auf in den Wald. Der Pfad führte an riesigen Bäumen vorbei, unter anderem Mahagoni, und auch an verschiedenen Ficus-Bäumen, die an einem anderen Baum empor klettern und ihn schließlich erdrücken, wenn ihre Blätter die Sonnenstrahlen erreichen. Der innere Baum stirbt ab, wird morsch und zerfällt, der Ficus hingegen lebt weiter und kann gut zum klettern genutzt werden (Bild links).
Ziemlich bald trafen wir dann auch auf einige Affenfamilien, die Touristen auch gerne aus der Hand fressen (Bild rechts). Obwohl sie die Banane gerne wegreißen würden, beißen sie nur sehr vorsichtig ab und ich brauchte nicht um meine Finger zu fürchten. 



Einer der Meerkatzen-Affen verspeist gemütlich seinen Banane.
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir bei mittelmäßigem Essen, ghanaischem Bier und einigen sehr witzigen Runden von "Wer bin ich?". Am Samstag Morgen fuhren wir zurück nach Kumasi, wo es Abschied nehmen hieß. Zum Glück konnte ich gemeinsam mit Franzi und Lisa nach Accra fahren, wo wir noch einmal übernachteten und auch noch ein paar sehr abenteuerliche Stunden verbrachten. Am Sonntag passierte ich dann um die Mittagszeit die Grenze zu Togo und war ehrlich froh, wieder "zu Hause" zu sein. Schon die togolesischen Grenzbeamten waren viel netter als die ghanaischen und begrüßten mich mit einem freundlichen "Bon Arivée!". Meine Gastfamilie war total aus dem Häuschen als ich wieder da war und auch die Freude im Lehrerzimmer war groß, als ich am Montag Morgen ankam und bekam erst mal Begrüßungsküsschen rechts und links. Es war ein schönes Gefühl, zu wissen dass man so willkommen ist! Lomé ist in den letzten sechs Monaten wirklich ein Stück Heimat für mich geworden und nun auch ein Teil von mir. Durch die Ghana-Reise und vor allem das viele Reflektieren auf dem Seminar, ist mir bewusst geworden, wie gerne ich hier bin und was für ein Glück ich habe. Wenn ich daran denke, dass nun schon über die Hälfte meines Jahres vorbei ist und ich mich in wenigen Monaten verabschieden muss -vielleicht für immer- bekomme ich schon einen dicken Klos im Hals.
Aber es zählt der Moment und das Hier und Jetzt. Gerade geht es mir wirklich sehr gut und ich verspüre ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit und Freude, dieses Jahr in Togo verbringen zu dürfen, all diese Erfahrungen zu machen, all diese interessanten Begegnungen zu machen, all diese netten Menschen zu treffen. Symbolisch für dieses Hochgefühl steht mein Luftsprung:

P.S.: Freut euch nicht zu früh, nach Deutschland komme ich auf jeden Fall zurück! Maultaschen und Kartoffelsalat liebe ich dann doch zu sehr, um es gegen 365 Tage Sommer im Jahr eintauschen zu wollen!