Was in der Zwischenzeit geschah...
Besuch bei Kolping Togo
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Ausladen des Containers - ich darf ein Rad tragen! |
Mitte Januar besuchten meine Mitfreiwillige Maren und ich zum ersten mal das Büro des Hauptsitzes von Kolping in Togo. Unsere deutsche Entsendeorganisation ist Kolping, und so ist es nahe liegend, sich auch mal den Sitz in Togo anzuschauen. Außerdem sind wir mit unserer Arbeit in der Schule nur Vormittags ausgelastet und auf der Suche nach einem weiteren Projekt. Dieses sollte gleich am nächsten Tag unseres Besuches beginnen. Die Kolping-Familie Emsdetten hatte in mühevoller Arbeit alte und ausrangierte Fahrräder gesammelt und zwar so viele, dass sie einen ganzen Schiffscontainer füllten! Dieser wurde dann per Schiff nach Togo verschickt und kam nach mehreren Wochen auf See auch wohlbehalten in im Hafen von Lomé an. Schließlich wurde der Container bis vors Kolping Büro gefahren. Dort warteten schon einige Mitglieder mehrerer Kolpingfamilien aus Lomé, die alle gekommen waren um beim Auslanden zu helfen. Maren und ich durften auch mit anpacken, und machten Fotos und sammelten Infos um das Ganze zu dokumentieren. Die vielen Männer wollten aber nicht dass wir Mädchen schwer tragen, und so waren wir froh, wenn wir beim Ausladen einen Reifen oder ein Rad ergattern konnten.
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Maren und ich mit Laurent, dem Präsident von Kolping Togo |
An diesem Samstagnachmittag wurden über 300 Fahrräder in der Garage und auf dem Hinterhof des Kolping Büros verstaut. Nun soll im Hof eine Fahrrad-Werkstatt errichtet werden. Hier sollen die Fahrräder wieder auf Vordermann gebracht werden, um sie später zu vermieten oder zu verkaufen. Die Fahrrad-Werkstatt soll jungen Leuten Ausbildung und Perspektiven bieten. Darüber hinaus soll auf Umweltschutz hingewiesen werden und durch Fahrradnutzung die Abgase in der Luft über Lomé verringert werden, denn von denen gibt es mehr als genug.
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Gruppenfoto mit allen fleißigen Helfern und einem Teil der Fahrräder. |
Wochenende in Kpalimé
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Ich und ein original Öhringen-Bildband! |
Am Wochenende darauf fuhr ich mal wieder nach Kpalimé um Freunde zu besuchen. Wir verbrachten ein paar schöne Tage zusammen, shoppten Stoffe und Schmuck auf dem Markt und gingen abends lecker Essen beim Belgier, der macht den besten Linsenburger in ganz Togo! Mein persönliches Highlight des Wochenendes spielte sich aber in der Gastfamilie von Pauline und Klara ab, bei denen ich übernachtete. Eine ihrer Gastschwestern blätterte Abends in einem Bildband, der mir seltsam vertaut vorkam. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es ein Bildband über Öhringen ist, meine Heimatstadt! Vor 2 Jahren hatte die Gastfamilie nämlich einen Freiwilligen aus Öhringen, der das Buch als Gastgeschenk mitgebracht hat. Was für Zufälle es gibt... Ich habe mich ziemlich gefreut, so etwas heimatliches in der Hand zu halten und auch andere Freiwillige aus Berlin, Frankfurt und Co mussten zugeben, dass "mei Öhringe fei echt a schees Städtle isch".Vor Kurzem hatte auch eine meiner Schülerinnen eine Trainingsjacke an, auf der hinten drauf stand "SG Langenbeutingen-Brettach". Altkleidersammlung macht's möglich...
Got my own english class!
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Ich erkläre die Going-To-Future |
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Unterrichtsvorbereitung: Mithilfe von Teachers Book (oben) und Students Book (links) bereite ich eine Lesson Card (rechts) vor. |
Seit
dem 19. Januar habe ich nun auch meine eigene Englischklasse. Ich habe mich für
die 6e E entschieden. Die Jüngsten in der 1. Reihe sind geschätzte
10 Jahre alt und die großen Jungs aus der letzten Reihe, die im Unterricht auch
gerne mal eine Schlägerei anfangen, sind schon 18. Der Großteil ist aber
zwischen 13 und 15 Jahren alt. Die Klasse umfasst 107 Schüler, 63 Mädchen und
44 Jungs. Ich habe diese Klasse gewählt, weil sie in den vergangenen Wochen in
meinem Unterricht am besten mitgearbeitet haben und auch am Nettesten war. Nun
bereite ich täglich den Unterricht für diese Klasse vor, halte ihn auch alleine
und bin auch für ihre Englischnoten verantwortlich. Ich hoffe ich kann dieser
Verantwortung gerecht werden! Ich freue mich jeden Tag wieder auf den
Unterricht. An manchen Tagen klappt es richtig gut und alle arbeiten ruhig und
konzentriert mit. An anderen Tagen kann ich einfach keine Ruhe in die Klasse
bringen und verstehe teilweise mein eigenes Wort nicht mehr, wenn ich versuche
etwas zu erklären. Meine Tafelschrift können sie mittlerweile auch ganz gut
entziffern, das Abschreiben braucht aber trotzdem noch viel Zeit. Besonders
gerne sprechen sie Dialoge. Wenn ich ein paar Sätze mit ihnen übe und dann
frage wer nun vorlesen möchte gehen locker schon mal 20 bis 30 schnipsende
Finger nach oben. Das ist für mich immer eine kleine Bestätigung, dass ihnen
mein Unterricht auch Spaß macht.
Wochenende in Djekotoe
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Selbstgemachtes Buie - togolesische Frühstücksspezialität |
Am folgenden Wochenende fuhr ich gemeinsam mit Lina und Lena aus Lomé in das kleine Dorf Djekotoe, um Hannah und Franzi zu besuchen. Ende Oktober habe ich sie schon einmal besucht, vielleicht erinnert ihr euch. Am Freitag gingen wir auf den Wochenmarkt und kauften fürs Wochenende ein. Die restliche Zeit verbrachten wir nämlich hauptsächlich mit Quatschen und natürlich Essen und Kochen. Jeden Morgen wurde erst mal gemütlich ein Brunch gemacht. Am Samstag mit Bananenpfannenkuchen und am Sonntag mit
Buie. Das ist eine togolesische Spezialität und wird aus Mais- oder Maniokmehl, heißem Wasser, Zucker und Kondensmilch hergestellt. Das ergibt eine schleimige Masse und kann wie Brei gelöffelt werden. In Togo frühstückt das praktisch jeder. Je nach Süße schmeckt das Buie meistens ziemlich lecker. Ansonsten haben wir unsere Bäuche mit Spaghetti mit Tomatensoße, selbstgemachten Pommes, Stockbrot am Lagerfeuer und togolesischem Bohneneintopf verwöhnt.
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Hannah, Lena, Franzi, Lina und ich |
Besuch von Mama
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Cascade de Tomegbe |
Ein großes Highlight meines Aufenthaltes in Togo
ereignete sich auch im Januar; nämlich der Besuch meiner Mama. Der besten Mama
der Welt, um das an dieser Stelle mal zu betonen. Sie landet am 28. Januar in
Lomé und die Freude beim Wiedersehen am Flughafen war natürlich riesig. Am 29. fuhren
wir nach Kpalimé um dort das Wochenende zu verbringen. Wir wanderten dort zu
einem Wasserfall, dem Cascade de Tomegbe,
besuchten den Markt und das Centre
Artisanal (Kunstzentrum), shoppten bunte Stoffe und Mitbringsel, gingen
lecker Essen und genossen die Sonne am hoteleigenen Pool. Unter der Woche waren
wir dann zu Hause in Lomé, damit Mama meinen Alltag und mein Umfeld kennen
lernen konnte. Wir waren am Strand, auf dem Grand Maché, im Nationalmuseum und
in einem weiteren Centre Artisanal.
An einem Abend besuchten wir eine Vernissage im Goethe Institut „Auf deutschen
Spuren in Togo“. Das war eine Fotoausstellung über Überbleibsel aus der
deutschen Kolonialzeit in Togo. Neben dem deutschen und französischen
Botschafter war auch ein Fernseh-Team zur Stelle, die auch das Publikum filmten.
Zwei Tage später kam in den 20-Uhr-Nachrichten ein kleiner Bericht über die
Vernissage und Mama war tatsächlich darin zu sehen! Das hab ich bis jetzt in 5
Monaten noch nicht geschafft!
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Das Weihnachtspaket von meiner Oma kam am 2. Februar dann auch mal an! |
Einen Vormittag begleitete mich Mama auch in die Schule
und wurde von sämtlichen Lehrern und dem Schulleiter sehr nett empfangen. Meine
Klasse hat sich auch total gefreut und gleich ein Lied für sie gesungen. Meine
Gastfamilie hat Mama auch total herzlich empfangen und immer was extra Gutes
gekocht. Sowieso haben die meisten Leute sehr positiv auf ihren Besuch reagiert
und sich gefreut, dass jemand kommt und ihr Land anschaut.
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Die schöne Aussicht auf den Lac Togo musste ich sofort mit der Kamera festhalten. |
Am Donnerstag fuhren wir an den Lac Togo und machten eine
Bootstour nach Togoville. Das ist die erste Stadt, die von den deutschen
Kolonialisten gegründet wurde. Es gibt eine schöne Kirche und andere Sachen zu
besichtigen. 1985 war sogar Papst Joahnnes Paul II dort. Ironischer weise wird
die Stadt heute als das Herz Togos bezeichnet und die Mehrheit der 6000
Einwohner gehört der Voodoo-Religion an. Der Ausflug war sehr lohnenswert, auch
wenn ich es ein bisschen nervig fand, dass dort alles so stark auf Tourismus
ausgelegt war und jeder (Taxifahrer, Bootfahrer, Guide) an uns verdienen
wollten. Aber wenn ich eins in Togo gelernt habe, dann ist es zu handeln und
diskutieren!
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Fischerboot und Netz |
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Blick auf Togoville vom Lac aus |
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Einsame Strände... |
Anschließend gings an den Cocobeach, wo wir den restlichen Tag,
die Nacht und den Freitag verbrachten. Wir hatten fast den ganzen Strand für
uns alleine und abgesehen von meinem Sonnenbrand war es wirklich traumhaft! Am
Freitagabend waren wir noch in meinem Lieblingsrestaurant Pizza essen und dann
hieß es am Samstag 07.02. auch schon wieder Abschied nehmen. Die 11 Tage gingen
unglaublich schnell rum, aber wir haben die gemeinsame Zeit sehr genossen und
auch ordentlich ausgenutzt. Durch ihren Besuch habe ich auch gemerkt, wie gut ich mich schon eingelebt habe, wie gut ich mich auskenne und was alles schon normal für mich geworden ist. Es hat Spaß gemacht, jemandem von außerhalb alles zu zeigen und die Welt hier zu erklären!
Mir war es im Vorfeld sehr wichtig, wenigstens
einmal in Togo Besuch zu haben, damit es in meinem Umfeld in Deutschland
mindestens eine Person gibt, die in etwa nachvollziehen kann wie es ist hier zu
leben, immer aufzufallen, über den Markt zu laufen, Taxi zu fahren, vor 100
Schülern zu stehen, leckeres Obst zu essen, mit schlechtem Internet zu kämpfen,
ständig zu schwitzen, die Wäsche mit der Hand zu waschen etc… Ich glaube, das
haben wir ganz gut hinbekommen. Liebe Mama, ich bin dankbar für deinen Besuch,
aber auch für alles andere, du weißt Bescheid! AKBEKAKALOO! (Vielen Dank auf
Ewe, das einzige Ewe-Wort, das meine Mama mit viel Mühe hier gelernt hat.)
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Das obligatorische Cocobeach-Foto! |
Werbeaufruf für mein Postfach J
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Platz genug für weitere Briefe und Postkarten |
An dieser Stelle möchte ich auch mal darauf hinweisen, dass ich hier in Togo auch eine Postadresse habe und man mir Briefe und Päckchen schicken kann. Ein normaler Brief kostet schlappe 75 Cent und ein 500g-Paket 3,50 €. An meiner Foto-Postkarten-Brief-Wäscheleine ist noch genug Platz frei... Ich freu mich wirklich über jede Art von Post und natürlich antworte ich auch! Aber da müsst ihr euch ein bisschen gedulden, die Post ist immer zwischen 2 Wochen und 2 Monaten unterwegs. Im Vorfeld schon mal vielen Dank
J
Meine Adresse lautet:
Verena Schulin
(AZINOGO Xavier)
s/c AGBOBLI William
07 BP: 13764 Lomé 07
LOME –
TOGO
Der Januar ging vorbei wie im Fluge, und der Februar wird mindestens genau so schnell vorbei gehen. Vom 15. bis zum 22. habe ich mein Zwischenseminar in Kumasi in Ghana, auf das ich mich schon sehr freue. Danach möchte ich gemeinsam mit anderen Kolping-Freiwilligen den Norden Ghanas bereisen. Wenn ich dann zurück nach Lomé komme, bleiben mir nur noch 5 Monate meines Freiwilligendienstes. Manchmal habe ich das Gefühl, je länger ich hier bin, desto schneller vergeht die Zeit! Ich melde mich Anfang März wieder, natürlich mit einem Bericht über meine zweite Ghana-Reise. Bis dahin - bleibt gesund, feiert auf den Faschingspartys und saust ein paar Pisten für mich runter! Alles Liebe, eure Verena